Eigentlich wird man zur Besichtigung nachts kommen müssen, dann, wenn sich das Chamäleon von seiner wahren Seite zeigt. Mehr als die Hälfte der Fassade der gleichnamigen Villa über Palma besteht aus Glas, auf dessen Oberfläche eine raffinierte LED-Technik installiert ist. Die sorgt dafür, dass sich das Gebäude in fettem Pink zeigt, in leichtem Hellblau, das aufsteigenden Nebel simuliert, oder aber in kühlen Blautönen, die die Mallorca-Hitze vergessen lassen. Die Lichteffekte sollen auch von Palmas Kathedrale aus noch zu erkennen sein.

In den Hügeln von Son Vida, Palmas noblem Villenviertel, wird bis August eine Immobilie der Superlative fertiggestellt. Auf einem 6.500 Quadratmeter großen Grundstück mit Meer- und Palmablick entsteht die „Casa Camaleón". Derzeitiger Verkaufspreis: 35 Millionen Euro. Damit ist es zwar nicht die teuerste Immobilie auf Mallorca. Darüber gebe es noch eine Handvoll Objekte, sagt Andreas Heider, Projektmanager und Managing Partner der verantwortlichen Entwicklungsfirma apm. Aber „technisch oder architektonisch" gebe es nichts Vergleichbares auf der Insel.

Die Fakten: 2.400 Quadratmeter Wohn- und Poolfläche, verteilt auf ein Haupthaus, in dem man sich verirren kann, ein Spa mit vier Temperaturzonen und das Gästehaus. Klimatisiert wird mit Solarenergie und Erdwärme, wofür an zwei Dutzend Stellen 130 Meter in den rund 9 Grad kühlen Grund gebohrt wurde. Fast alle Räume haben dank verglaster Fassaden Panoramablick € allein die Fenster schlagen laut Heider mit 1,3 Millionen Euro zu Buche.

Noch ist einiges zu tun. Die steile Zufahrtsstraße ist von den Arbeitern zugeparkt € im Schnitt sind täglich 75 Mann aus bis zu 20 Nationalitäten am Werk, so der Projektleiter: €Unser Rekord liegt bei 128 Arbeitern an einem Tag."

Betreten wird das Haupthaus über das Obergeschoss, am Eingang wachsen drei Palmen elegant durch kreisrunde Öffnungen im Vordach. Auf dieser Ebene verteilen sich vier Suiten € bei der räumlichen Trennung orientierte sich die belgische Innenarchitektin an einem Hotel, um €kleine Inseln" zu schaffen. Wo jetzt noch gewerkelt wird, werden schon bald Erlebnisduschen mit Farb­animation, Flure mit Lichtkunstkonzepten und schwebende Schränke zu bewundern sein.

Eine Etage tiefer befindet sich der Wohnbereich. In der Küche mit ihren zwei abtrennbaren Blöcken kann sich der künftige Hausherr diskret vom Personal oder auch interaktiv per Showcooking bewirten lassen. Ein Glasboden lässt das Tageslicht in die Garage im Stock darunter und gibt gleichzeitig den Blick nach unten frei, €damit man den Porsche vom Wohnzimmer aus sehen kann", wie Heider sagt. Hinzu kommen Lounge, Office, Bibliothek, Bodega. €Das Kino habe ich Ihnen gar nicht gezeigt", sagt der Projektleiter noch beim Rausgehen.

Aber im Außenbereich wartet schon die nächste Attraktion: ein 167 Quadratmeter großer Pool in L-Form mit Hubboden € falls man daraus mal eine Tanzfläche machen will. Eine Stahlbetonplatte lässt sich im Wasser per Hydraulik senken und heben, wobei sich gleichzeitig die Stufen in Rolltreppen-Optik zusammenfalten. Das Manöver dauert fünf Minuten. Zum Einsatz kommt eine für Autobahnen konzipierte Technik, die das auch schneller schaffen würde, so der Projektleiter, doch €dann würde ein Tsunami entstehen". Über den Pool führt zudem eine hydraulische Schwebebrücke, die sich je nach Position des Hubbodens in eine Sitzbank verwandelt. „Das habe ich in einem Privathaus auch noch nicht gesehen", räumt Heider ein.

Ein Glasaufzug führt eine Etage tiefer. Der Innenpool mit Glasfront ist noch im Bau, der Projektleiter sieht vor seinem inneren Auge aber schon das Spiel der Lichtreflexe, für das Sonnenlicht, Wasseroberfläche und eine Platinwand sorgen. Nach einem schnellen Blick ins künftige Spa mitsamt dem obligatorischen Panorama-Blick geht es durch den Garten ins Gästehaus, wo das maßgefertigte Mobiliar mit seinem abgestimmten Lichtdesign bereits installiert ist. Für die Schreinerarbeiten wurden Fachleute aus München und Belgien eingeflogen. Auch hier gibt es jede Menge Finessen, zum Beispiel einen Spiegel, der wahlweise die Palma-Kulisse auf die Innenwand reflektiert oder aber den Blick auf einen versteckten Fernsehbildschirm freigibt.

Auch der Ausblick in den Diensträumen kann es mit vielen Luxushotels aufnehmen. Sogar die Garage ist klimatisiert € falls dort etwa ein sensibler Oldtimer abgestellt werden sollte. „Nur die Bodenheizung haben wir uns hier gespart", witzelt Heider.

Das Haus soll komplett eingerichtet übergeben werden: Weder Bettwäsche noch Besteck wird der künftige Eigentümer mitbringen müssen, wenn die Arbeiten jetzt nach zwei Jahren zu Ende gehen.Bis die Casa Camaleón jedoch bewohnt wird, dürfte es noch weitere zwei Jahre dauern € das sei die übliche Vermittlungszeit für ein Objekt dieser Preisklasse, so Heider. Die Krise spiele bei dieser Zielgruppe keine Rolle. Als Käufer kämen architekturbegeisterte Schweizer genauso wie technikaffine Deutsche, Briten, Russen oder Araber in Frage. Wer das Hightech-Haus besichtigen will, muss entweder einen guten Namen haben oder einen Bonitätsnachweis vorlegen: €Wir wollen keinen Immobilien-Tourismus."

Diskretion ist im Preis inbegriffen, die meisten Luxusimmobilien entziehen sich der Öffentlichkeit. Der 43-jährige Projektleiter spricht von sogenannten Schubladen-Projekten auf Mallorca, die verkauft würden, ohne dass es jemand mitbekomme. Auch das Chamäleon soll Diskretion bieten € und nur vom Hubschrauber aus einsehbar sein. Noch aber gehört das Haus den Bauarbeitern und dem Planungsteam. Es hat sich vor kurzem schon einmal angeschaut, wie das Lichtspiel auf Fassade, Pool und Glasgeländer wirkt € nachts, wenn das Chamäleon zum Leben erwacht.

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