Der Inselrat auf Mallorca will für das kommende Jahr den Import von rund 100.000 Tonnen Müll aus sechs Städten in Italien, Irland und Großbritannien autorisieren. Das Material, das nach Angaben der Institution vorbehandelt und verpackt auf die Insel gebracht werden soll, werde ein hochwertiger Brennstoff sein, der die Energieproduktion der Müllverbrennungsanlage deutlich steigern werde. Das Material werde zuvor von Metall befreit, organisches Material werde getrocknet. "Wir werden keinen Hausmüll nach Mallorca bringen", so Catalina Soler (Volkspartei, PP), Müll-Dezernentin beim Inselrat auf Mallorca.

Die PP hatte am Montag (3.9.) einen Antrag im Balearen-Parlament eingebracht, um den Müll-Import zu ermöglichen. Das Projekt wurde schon länger diskutiert, ein erster Vorstoß der Konzessionsfirma Tirme stieß aber auf breite Ablehnung. Angesichts einer beantragten Gebührenerhöhung setzen die Konservativen nun doch auf den Müll-Import.

Die Erweiterung der Verbrennungsanlage war im Jahr 2007 auf Basis eines jährlichen Müllaufkommens von 700.000 Tonnen jährlich beschlossen worden. Doch im vergangenen Jahr wurden gerade einmal 480.000 Tonnen verbrannt. Die Differenz wird neben den saisonalen Schwankungen vor allem mit der anhaltenden Wirtschaftskrise sowie den zahlreichen illegalen Müllkippen begründet, auf denen große Teile des Bauschutts landen.

Gegen die Pläne wurde massiver Protest laut. Die Anwohner von Palmanyola und Bunyola laufen Sturm: Es sei ungeheuerlich, dass Müll aus der EU in der Nähe der Serra de Tramuntana und dem Krankenhaus Joan March verbrannt werden solle, kritisierten Anwohner-Vereinigungen am Wochenende (8./9.9.). Die regierende Volkspartei (PP) wolle Mallorca in die Mülldeponie von Europa verwandeln, kritisierten Vertreter der Oppositionsparteien. Die Pläne würden einen Image-Schaden der Tourismus-Destination Mallorca zur Folge haben, warnte die Sprecherin der Sozialisten, Francina Armengol. Die Linksökologen (PSM-IV-ExM) warfen der PP Erpressung vor: Man drohe, die Müllgebühren zu erhöhen, um die Geschäfte der Parteifreunde sicherzustellen.