Neun Treffer spuckt das Internet aus, gibt man in die Suchmaschine den Begriff „Paintball Mallorca" ein. Aber das seien noch längst nicht alle Clubs und Baller-Gelände, sagt Juan von „Paintball Aventura Marratxí". Seinen Nachnamen möchte er nicht nennen, „denn das Geschäft gehört meiner Frau." Auf seiner privaten Finca nahe des Festival Parks hat das Ehepaar vor etwa einem Jahr einen Paintball-­Parcours eingerichtet. Vorher standen die Mandelbäume einfach zur Zierde da, jetzt nutzen sie mit Schutzmasken und Tarnanzügen ausgerüstete Männer und Frauen als Deckung vor gelatinehaltigen Geschossen. Juan und seine Frau haben noch ein paar Strohballen auf dem Grundstück verteilt, die ohnehin vorhandenen Erdhügel sind ebenso als Verstecke willkommen.

Dennoch ist die Paintball-Welt auf Mallorca für Juan alles andere als in Ordnung. „Das Geschäft läuft wegen der Krise ganz mies. Hinzu kommt, dass wir große ­Probleme mit der illegalen Konkurrenz haben." Gerade Deutsche und Österreicher richteten sich auf privaten Fincas vielfach ihre eigenen Paintball-­Anlagen ein.

Als illegale Konkurrenz sieht sich der Deutsche Holger Becker nicht. Zusammen mit 15 weiteren Paintball-Fans, Deutschen, Briten und Spaniern, hat er vor etwa zehn Jahren kurzerhand einen Verein gegründet, eine Finca bei Llucmajor gemietet und sich eine Lizenz von der Gemeinde geholt. Da es sich bei ihrem „Paintball Club Mallorca" nicht um einen ­kommerziellen Anbieter, sondern einen Verein handelt, seien die Vorgaben weniger streng, so Becker. „Wir mussten lediglich einen Zaun um das Grundstück ziehen und dafür sorgen, dass keine Geschosse in die Nachbargrundstücke fliegen. Außerdem dürfen wir keine Gebäude mit festem Fundament errichten." Ein Holzhäuschen mit Toiletten sei aber möglich gewesen.

Becker distanziert sich ausdrücklich von illegalen Paintball-Zusammenkünften, die es auf der Insel auch gebe. Die Ballermänner würden sich in Wäldern treffen und weitgehend unkontrolliert mit Farbkugeln und Plastik­geschossen herumschießen. Auch Becker und seine Truppe sei dazu eingeladen gewesen und habe einige wenige Male teilgenommen, bis ihnen das Thema zu heiß wurde. „Kurz darauf kamen dann Polizisten und haben den Betreibern die gesamte Ausrüstung abgenommen und Strafen ausgestellt."

Bei Becker und seinem Club darf nur mitspielen, wer eine Mitgliedschaft vorweisen kann: für einen Tag, einen Monat oder ein Jahr. Die Tagesmitgliedschaft kostet 27 Euro. Auch Beamte der Ortspolizei oder der Guardia Civil seien so schon auf ihr Kosten gekommen, so Becker. Am Tag des MZ-Besuchs feiert gerade ein junger Mann seinen 18. Geburtstag. Paintball ist ein Vergnügen, das sich hauptsächlich Freundesgruppen, Vereine oder Firmen als Incentives für ihre Mitarbeiter gönnen.

Bei der balearischen Umweltbehörde sieht man in der Aktivität der Deutschen keinen Gesetzesbruch. „Solange das Feld nicht kommerziell betrieben wird, kann jeder auf seiner Finca ein Spielfeld einrichten, wenn er es der zuständigen Gemeinde meldet", sagt Abteilungsleiter Gabriel ­Cortes. Allerdings spiele es eine Rolle, ob das Grundstück als Terrain von „öffentlichem Interesse" deklariert sei. Dann seien strengere Auflagen fällig. Die Genehmigung für ein Paintball-Feld auf einem solchen Stück Land erteilt der Inselrat, nach Konsultation mit der Umwelt­behörde.

Unter den Betreibern der Anlagen scheint es freilich große Unklarheiten über den Genehmigungs­prozess zu geben. Zudem geht man die Konkurrenten mit harten Bandagen an. Salvador Beltrán von „Mallorca Paintball" in Lloseta etwa spricht einem Platz in Sa Pobla die Legalität zumindest teilweise ab. Und Juan von „Paintball Aventura Marratxí" berichtet von dem Betreiber einer weiteren Anlage, der alle anderen Plätze auf der Insel wegen angeblicher Illegalität angezeigt hat. Namen will er nicht nennen. Die Paintball-Welt auf der Insel ist klein. Fest stehe aber, dass die Polizei seither oft in Marratxí vorbeischaue.

Ein Teil des Hickhacks beruht darauf, dass Paintball in Spanien, anders als in Deutschland, kein anerkannter Sport ist. „Das ist hier ein einziges Chaos, es gibt lediglich ein paar Amateur-Ligen", erzählt Vicente García, Eigentümer von „Paintball Fantasy" in Sa Pobla. Auch auf ­der Insel existierte ein Team. Die Mannschaft nennt sich bezeichnenderweise „Mallorca Underground" und organisiere hin und wieder Spieltage.

Deutschland, schwärmt García, sei dagegen das reinste Paintball-Paradies mit seiner Profiliga, seinen Wettkämpfen und seinem Verband. „Das alles fehlt uns hier", klagt er. „Als anerkannte Sportart wäre es für uns viel einfacher, Grundstücke auszuweisen." Dann müssten die Fincas lediglich als Sportgelände genehmigt werden und nicht als ausschließlich für Paintball geeignete Terrains.

Auf den Status „offizielle Sportart" werden die geschätzten 2.000 bis 3.000 Paintball-­Anhänger auf Mallorca aber wohl noch warten müssen. Bis dahin wird das prinzi­piell harmlose Geballer ein Schattendasein führen. Ob das wirklich zu bedauern ist, ist eine andere Frage.

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