Als "Urlaubsverlängerung" bezeichnete Hells Angels-Boss Frank Hanebuth seine Untersuchungshaft auf Mallorca, als er am 25. Juli dem Haftrichter vorgeführt wurde. Wie dieser Urlaub konkret aussieht, hat nun Gefängnisdirektor Gustavo Villa der Mallorca Zeitung erklärt. Der 49-Jährige, der am 23. Juli bei einer Großrazzia auf ­Mallorca festgenommen wurde, sei von Anfang an in einem von den anderen Häftlingen abgetrennten Trakt untergebracht worden.

Dass Hanebuth dorthin verlegt wurde, nachdem er gegenüber anderen Insassen handgreiflich geworden ist, wie die spanische Tageszeitung "Última Hora" am Mittwoch (7.8.) berichtet hat, sei falsch, sagt Villas. Man habe für ihn von vorneherein Einzelhaft angeordnet, weil ihm schwerwiegende Straftaten zur Last gelegt werden - unter anderem sind das Erpressung, Geldwäsche und die Förderung illegaler Prostitution - und weil er als Anführer einer kriminellen Vereinigung als gefährlich einzustufen sei.

Bei der Ankunft im Gefängnis am Stadtrand von Palma habe der Rocker-Boss zwar sein Revier markieren wollen und sich deshalb etwas aufgespielt, berichtet Villas. Doch seine Beamten hätten den Zwei-Meter-Koloss schnell in die Schranken gewiesen. "Und diese Message hat er verstanden." Seitdem verhalte er sich ruhig und unauffällig.

Hanebuth sei wie allen anderen der Hofgang gestattet, zudem dürfe er Besuch empfangen. Einmal im Monat dürfen maximal vier Familienmitglieder ins Gefängnis kommen, ebenfalls einmal im Monat darf er mit seiner Partnerin "intim werden". Ob der Rocker davon bereits Gebrauch gemacht hat, ist unklar. Einem Bericht der "Neuen Presse" in Hannover zufolge wurde er aber am Dienstag (6.8.) von seinem Sohn besucht, der mit ihm zum Zeitpunkt der Festnahme auf Mallorca weilte.

Gestattet sind Hanebuth außerdem zehn Anrufe á maximal fünf Minuten pro Woche. Mit seinen Anwälten hingegen darf er sich so oft treffen wie er will. Laut "Neuer Presse" soll einer davon, der in Palma ansassige Klaus Peter Beyer, Hanebuth zuletzt am Montag (5.8.) einen Besuch abgestattet haben.

Wie es mit dem ehemaligen Chef des Hannoveraner Hells Angels-Charters weitergeht, ist indes unklar. Medienberichten zufolge könnten ihm im Falle einer Verurteilung bis zu 23 Jahre Gefängnis drohen. Angesichts der Vielzahl an Vergehen wäre eine solche Haftstrafe durchaus denkbar. Besonders aussagekräftig ist die Zahl dennoch nicht. „Das ist eine theoretische Annahme, auf die man kommt, wenn man das Strafmaß für die einzelnen Delikte zugrunde legt und zusammenrechnet. Doch über die tatsächliche Strafe hat am Ende der Richter zu entscheiden“, sagt eine Sprecherin der Nationalpolizei in einer Stellungnahme zu einem Bericht des „Focus“.

Das Nachrichtenmagazin hatte geschrieben, dass Hanebuth laut Diego Cazalla, der bei der National­polizei die Ermittlungen gegen die Hells Angels leitet, 23 Jahre Haft drohen. Während die Polizei­sprecherin bezweifelt, dass der Einsatzleiter damit korrekt wiedergegeben wurde, ärgert diese Aussage vor allem Götz von Fromberg, ­Hanebuths Haus- und Hofanwalt in Hannover. „Das habe ich noch nie erlebt, dass sich ein ermittelnder Polizist so äußert“, sagte er zur „Neuen Presse“. Gegenüber der Hannoveraner Zeitung wies Fromberg, der bisher keinen direkten Kontakt zu seinem Mandanten gehabt hat.

Medienberichten zufolge ist es im Rahmen der „Operation Casa­blanca“, bei der neben Hanebuth 23 weitere Personen aus dem Umfeld der Hells Angels verhaftet wurden, zu einer weiteren Festnahme gekommen. Dabei soll es sich um einen der Drahtzieher innerhalb des Mallorca-Charters der Rocker handeln. Zudem sollen zwei Kronzeugen, die inzwischen in ein Schutzprogramm aufgenommen wurden, die Rocker schwer belasten. So sollen sie sich auf Mallorca auch im Inkasso-Geschäft betätigt haben.

Wie viel davon am Ende vor Gericht Bestand haben wird - falls es überhaupt zum Prozess kommt - und wie viel allein dem medialen Bohei um den Schlag gegen die Höllenengel entsprungen ist, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen. Bis dahin steht lediglich fest, dass Hanebuth und elf weitere Verdächtige bis auf Weiteres in Untersuchungshaft sitzen - mit Ausnahme des Chefs allerdings laut Gefägnisdirektor alle in normalen Zellen.