„Der Standort Deutschland reicht nicht aus, um die besten Leute zu bekommen", sagt Peter Vinne­meier. Der Name Mallorca dagegen habe gezogen, so der Mitgründer und Leiter Technologie von Trivago, der weltweit führenden Metasuchmaschine für Hotels. 15 Mitarbeiter sitzen jetzt in der neuen Außenstelle in Palmas Gewerbegebiet ParcBit, dem ersten Ableger des Düsseldorfer Unternehmens im Ausland. Ausgewählt habe man sie aus Tausenden von Bewerbungen. Bis Ende des Jahres sollen es 30 oder 40 Mitarbeiter sein.

Vinnemeier war am Mittwoch (7.8.) auf die Insel gekommen, um zusammen mit dem balearischen Handelsminister Joaquín García das Innovationszentrum offiziell in Betrieb zu nehmen. Dass es sich um keine klassische Zweigstelle handelt, wird auf den ersten Blick deutlich: In einer Ecke des Büros liegt Kunstrasen mit Kissen und einem Zaun drumherum - eine Spielwiese. In dem Büro in Palma gehe es weniger um konkrete Zielsetzungen, als um Experimente und die konstante Innovation, so Vinnemeier. Aber auch Bereiche wie PR und Marketing für den spanischen Markt wurden ausgegliedert.

Sechs Arbeitsplätze sind zudem im Wechsel für die rund 400 Mitarbeiter in Deutschland reserviert: Sie dürfen auf Antrag jeweils für mehrere Wochen ihren Bürostuhl in Düsseldorf gegen den in Palma tauschen, Apartment auf dem Parc­Bit-Gelände inklusive. Die Wartelisten seien bereits lang, so Vinnemeier. Auch wenn das kein Urlaub sei, und dank digitaler Arbeitsplätze so wie in Deutschland gearbeitet werden müsse, sollen sich die Mitarbeiter auf der Insel wohlfühlen.

Bei der Standortwahl spielte die Fluganbindung nach Düsseldorf eine Rolle, vor allem aber das unternehmerische Umfeld:

Hotelketten und Geschäftspartner wie die Reiseagentur Logitravel sind zum Teil unmittelbare Nachbarn. Handelsminister García begrüßte den Neuankömmling im Technologiepark denn auch überschwänglich. Trivago - inzwischen mehrheitlich im Besitz des Buchungssystems Expedia - sei eine weitere wichtige Referenz für den ParcBit und eine gute Nachricht für den Arbeitsmarkt auf Mallorca, so der Minister. „Wir hoffen, dass Sie noch schneller wachsen, als Sie es geplant haben!"

Auch wenn es bei der weiteren globalen Expansion noch viele Möglichkeiten gebe, steht für ­Vinnemeier fest, dass auch in Zukunft keine Mietwagen oder Flüge auf dem Portal angeboten werden. „Wir sind von der Fokussierung überzeugt." Die Hotel­buchung sei ein komplexer und emotionaler Prozess, der noch weiter verfeinert und vereinfacht werden müsse und etwa mit einer Flugbuchung nicht zu vergleichen sei. „Ich bin mit dem, was wir bieten, immer noch nicht hundertprozentig zufrieden." Ein wichtiger Trend sei der Ausbau der Suchkriterien, um schneller das zu finden, was man auch suche.

Die Balearen stehen bei den deutschen Trivago-Nutzern ganz oben: Laut einer Auswertung für August entfallen 52 Prozent aller Anfragen für Spanien auf die Inseln - wobei landesweit bislang rund 50 Prozent aller Hotels vertreten sind. Ausgewertet hat das Portal, das pro Monat 20 Millionen Besucher verzeichnet, auch die balearischen Hotelpreise. Sie stiegen im Juli im Jahres­vergleich um sieben Prozent auf durchschnittlich 158 Euro. Angezogen haben die Tarife vor allem in Cala Ratjada (139 Euro) und Port d´Alcúdia (146 Euro), etwas günstiger wurde es in Cala Millor (126 Euro) und Arenal (93 Euro).

Der Markt ist weiter in Bewegung, und das Zentrum in Palma soll dafür sorgen, dass Trivago an der Spitze der Entwicklung bleibe, wie Vinnemeier erklärt. Wechselten Urlauber zunächst von der telefonischen zur Online-Buchung und stiegen dann auf Metasuchmaschinen um, so sollen die kreativen Köpfe in Palma nun erkennen, welche Trends in Zukunft anstehen.

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