Wechsel an der Spitze des balearischen Tourismusministeriums auf Mallorca: Nach dem Rücktritt von Carlos Delgado (Volkspartei, PP) am Freitag (27.12.) hat seine bisherige rechte Hand im Ministerium, der Generaldirektor Jaime Martínez, das Amt übernommen. Er werde die politische Linie von Delgado fortführen, so Martínez auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz.

Begründet wird der Rücktritt mit "persönlichen Gründen" - die Familie "ist in letzter Zeit sehr gewachsen". Delgado verwies zudem darauf, dass er sich auf die Arbeit in seiner Anwaltskanzlei konzentrieren wolle. Die Entscheidung sei bereits im Sommer gefallen, so Balearen-Premier José Ramón Bauzá, er habe jedoch Delgado gebeten, bis Ende des Jahres zu bleiben. Der Premier lobte den persönlichen Einsatz von Delgado, besonders bei der Erarbeitung des Tourismusrahmengesetzes.

Delgado hatte vor seiner Ernennung zum Tourismusminister im Jahr 2011 acht Jahre in der Großgemeinde Calviá regiert, zuletzt mit absoluter Mehrheit. Die Staatsanwaltschaft untersucht derzeit angebliche Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe der Konzession für den lokalen Radiosender. Die Vorwürfe stellten jedoch in keiner Hinsicht einen Grund für seinen Rücktritt dar, so Delgado.

Delgado ist bereits der sechste Landesminister, der das Kabinett in etwas mehr als zwei Jahren Legislaturperiode verlässt. Sein Weggang eröffnet die Möglichkeit, auf die Regionalisten in der Partei zuzugehen. Vor allem die Bürgermeister fordern, die Anti-Katalanisch-Linie aufzuweichen, etwa im Streit um das Drei-Sprachen-Modell an den Schulen. Delgado ist vor allem bei den Hoteliers beliebt, in den Gemeinden wurde jedoch sein striktes Nein gegen eine Legalisierung der Vermietung von Ferienapartments kritisiert.

Für Wirbel sorgte die Anstellung seiner Lebensgefährtin im Tourismusministerium, sie gab die Stelle nach scharfer Kritik in der Öffentlichkeit wieder auf. Auch ein Foto von Delgado, das ihn bei der Jagd mit zwei Hirschhoden auf dem Kopf zeigt, hatte jede Menge Gespött in den sozialen Netzwerken zur Folge.

Premier Bauzá sparte nicht mit Lob für Delgado, sein Weggang zeige, dass seine Leute nicht auf ihr politisches Amt angewiesen seien, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Delgado wiederum bezeichnete Bauzá als besten Balearen-Premier der Geschichte. Er habe ihn in sein Kabinett aufgenommen, obwohl er zuvor bei der Wahl zum Parteivorsitzenden gegen ihn angetreten war. Das sei Politik nach US-amerikanischem Vorbild.