In einer gemeinsamen Aktion von Guardia Civil und deutscher Polizei ist auf Mallorca ein 62-Jähriger festgenommen worden, gegen den wegen des Verdachts der Geldwäsche im Zusammenhang mit dem bei der Reemtsma-Entführung im Jahr 1996 erpressten Lösegeld ermittelt wird. Damals waren 30 Millionen Mark geflossen, nur ein kleiner Teil der Summe war wieder aufgetaucht. In Aachen wurde indes die Schwester des von den Ermittlern als Horst R. identifizierten Mannes festgenommen.

Video: Festnahme des Deutschen auf Mallorca

Laut Polizei und Aachener Staatsanwaltschaft soll Horst R. Mitglieder aus dem Frankfurter Rotlichtmilieu erpresst haben, die Summen «in Millionenhöhe» aus Teilen des Reemtsma-Lösegelds "gewaschen" hätten. Die mutmaßlichen Geldwäscher seien Mitglieder des «Chapters Westend» der Rockergruppe Hells Angels.

Django, ein Sprecher der Rockergruppe, dementierte dies jedoch gegenüber der Mallorca Zeitung vehement. "Das ist eine Namensverwechslung. Es handelt sich um einen anderen Horst R., der nicht Mitglied der Hells Angels ist. Unser Horst R. ist in Frankfurt auf freiem Fuß und hat mit dieser Angelegenheit nichts zu tun."

Dem 62-Jährigen werde gewerbsmäßige Erpressung vorgeworfen, sagte ein Justizsprecher in Aachen gegenüber der dpa. Der Verdacht laute, dass der Mann durch sein Wissen "seinen Lebensunterhalt mit den Erpressungen verdient" habe. Zur Rolle der Schwester von Horst R. machte es keine näheren Angaben. Der Hauptverdächtige soll demnächst aus Mallorca nach Deutschland überstellt werden.

Das Lösegeld für die Freilassung des Hamburger Sozialforschers Jan Philipp Reemtsma in Höhe von 15 Millionen Euro war zum Teil in DM-Scheinen, zum Teil in Schweizer Franken gezahlt worden. Nur ein kleiner Teil der Summe war wieder aufgetaucht. Der Haupttäter Thomas Drach war 2001 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, aber im Oktober vergangenen Jahres vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Er hatte sich sofort ins Ausland abgesetzt, die "Bild"-Zeitung hatte ihn jedoch im Februar auf Ibiza im Haus von Freunden aufgespürt.

Im Juli vergangenen Jahrens waren bei einer großangelegten Razzia auf Mallorca 25 mutmaßliche Hells Angels (Operation Casablanca) festgenommen worden. Die Zusammenarbeit zwischen der Polizei auf Mallorca und in Deutschland war auf einem Treffen im Oktober 2013 von Vertretern des Bundeskriminalamts und der Guardia Civil in Madrid verstärkt worden, zuletzt fand auch ein Besuch der spanischen Polizei beim BKA in Wiesbaden statt.

Hintergrund: Die Internationale der Rocker

Dieser Text wurde um 11:55 Uhr aktualisiert