Einsatzkräfte der Nationalpolizei haben am Donnerstag (8.5.) auf Mallorca wegen Verdacht auf Kindsraub eine Exhumierung veranlasst. Die Arbeiter fanden in dem Grab auf Palmas Stadtfriedhof Son Valentí Knochenreste, die offenbar von einem Baby stammen, und stellten sie für eine Analyse sicher.

Der Fall war durch eine Anzeige einer Frau vor rund einem Jahr ins Rollen gekommen. Sie hat den Verdacht, dass ihr Neugeborenes im Jahr 1970 kurz nach der Geburt im damaligen Krankenhaus Son Dureta geraubt und illegal in Adoption gegeben worden sein könnte. Die Analyse in einem Labor in Madrid soll nun klären, ob es sich bei den Knochen um die sterblichen Überreste eines Mädchens handelt und ob es auch wirklich die leibliche Tochter der betroffenen Frau war.

Vor Ort bei der Exhumierung war auch Miquel Morro, Vorsitzender der Vereinigung Orígens Palma de Mallorca, die sich der Aufklärung von Kindesraubfällen verschrieben hat. Die jetzigen Untersuchungen seien ein Hoffnungsschimmer für andere betroffene Mütter, so Morro.

Schätzungen zufolge gibt es spanien­weit an die 300.000 niños robados (gestohlene Kinder), die ihren leiblichen Müttern während der Franco-Zeit, aber auch noch Jahre später, weggenommen und danach „verkauft" wurden. Lange Zeit wurde der Mantel des Schweigens über die Machenschaften gehüllt, in die nicht selten Priester, Nonnen und Ärzte verstrickt waren. Derzeit werden auf den Balearen 17 Fälle mutmaßlichen Kindesraubs untersucht.

Die Mutter, die jetzt die Graböffnung veranlasst hatte, verwies auf Ungereimtheiten nach der Geburt des Kindes. Das Mädchen sei bei guter Gesundheit gewesen, als ihr plötzlich der Tod mitgeteilt worden war. Die Leiche habe sie nie zu Gesicht bekommen. Die Unterschrift im Zivilregister sei zudem keinem der damaligen Ärzte im Krankenhaus zuzuordnen.