Die Schwester des spanischen Königs Felipe VI., die Infantin Cristina, soll laut dem am Mittwoch (25.6.) bekannt gewordenen Abschlussbericht von Untersuchungsrichter José Castro im Fall Nóos auf Mallorca auf der Anklagebank Platz nehmen. Vorgeworfen werden ihr Steuerhinterziehung und Geldwäsche.

Mit dem 166 Seiten starken Bericht von Castro sind die nunmehr vierjährigen Ermittlungen im Fall Nóos abgeschlossen. Gegen die Entscheidung des Untersuchungsrichters können allerdings vor dem Beginn des Prozesses Rechtsmittel eingelegt werden.

Cristina de Borbón hat laut den Ermittlungen etliche Ausgaben für Haus, Reisen und Annehmlichkeiten über die Consulting-Firma Aizóon abgewickelt - einer mutmaßlichen Scheinfirma, an der sie zusammen mit ihrem Mann Iñaki Urdangarin zu 50 Prozent beteiligt ist. Zudem soll bei der Zahlung der Einkommens- und Körperschaftssteuer getrickst worden sein.

Aufgehoben wurde die Beschuldigung im Fall des Sekretärs der Infantinnen, Carlos García Revenga. Weiterhin beschuldigt sind dagegen neben Urdangarin - ihm werden 25 Delikte vorgeworfen - und seinem früheren Geschäftspartner Diego Torres auch Ex-Premier Jaume Matas (17 Delikte) sowie der frühere Generaldirektor für Sport der Landesregierung, José Luis Ballester. Insgesamt sollen sich in dem Fall 16 Personen als Angeklagte verantworten.

Der Skandal um Nóos hatte bereits Ende 2011 nach mehreren Hausdurchsuchungen und der offiziellen Beschuldigung von Urdangarin einen ersten Höhepunkt erreicht. Der ehemalige Handball-Nationalspieler Urdangarin soll vor allem zwischen 2004 und 2007 aus seiner privilegierten Stellung als königlicher Schwiegersohn Profit geschlagen haben. Das Firmengeflecht rund um das angeblich gemeinnützige Instituto Nóos erhielt von öffentlichen Stellen und privaten Firmen für schwer nachvollziehbare Leistungen insgesamt mehr als 6 Millionen Euro. Allein mit der Organisation zweier Tagungen zu „Sport und Tourismus" in Palma erzielten Urdangarin und sein Geschäftspartner Diego Torres rund 1,4 Millionen Euro Nettogewinn.

Die zähen Ermittlungen von Untersuchungsrichter José Castro mündeten im April dieses Jahres - nach einem ersten, gescheiterten Versuch - in die Beschuldigung der Königsschwester selbst.