Joan Miquel Mut Garcia ist seit Anfang Mai Chef der Ortspolizei in Palma. Sein erstes Lebensjahr verbrachte der Sohn eines weit gereisten mallorquinischen Musikers und einer französischen Mutter in Algerien, wo er 1959 zur Welt kam. Seitdem hält Mut aber Mallorca die Treue. Er hat nicht nur ein Kriminalistik-Diplom, sondern auch einen Doktortitel in Philosophie.

Auf den ersten Blick können sich in Palma Einheimische wie Besucher zu jeder Tages- und Nachtzeit bedenkenlos bewegen. Wie sieht die Stadt durch die Brille des Polizeichefs aus?

Die Stadt ist in der Tat sehr sicher, es gibt hier so gut wie keine Morde oder Gewaltverbrechen. Aber natürlich ist absolute Sicherheit nicht möglich. Es gibt eine Reihe an kleineren Problemen, mit denen wir zu kämpfen haben, Straßenprostitution, fliegende Händler, Hütchenspieler. Seit etwa fünf Jahren entwickelt sich zudem die Innenstadt von Palma immer mehr zum Touristenmagnet. Durch die vielen Kreuzfahrtschiffe und die neuen Hotels in der Altstadt wimmelt es nur so vor Urlaubern - das gab es früher höchstens an bewölkten Tagen, wenn alle vom Strand in die Stadt kamen.

Dieses Klientel dürfte der Polizei aber weniger Sorgen bereiten als das Partyvolk an der Playa, oder?

Das Schwierige ist das Zusammen­leben. Die Einheimischen wollen ihre Ruhe haben und schlafen, die Touristen dagegen möchten abends von Bar zu Bar ziehen und Tapas essen. Dabei kommt es nicht zu Exzessen, aber laut kann es trotzdem werden. Hier prallen einfach verschiedene Interessen aufeinander.

Am 16. Juni tritt die „Verordnung für zivilisiertes Zusammenleben

Es gab tatsächlich Regelungen, die nicht umgesetzt wurden. Weil das Prozedere sehr aufwändig war. Im Falle einer Ordnungswidrigkeit brachte die Polizei einen Zettel zum Rathaus, dort tippte ein Beamter das irgendwann ins System ein und so weiter. Viele Anzeigen verliefen im Sande, weil Fristen verstrichen. Zusammen mit der neuen Verordnung wurde deshalb ein Computerprogramm geschaffen, damit die Beamten im Außendienst Anzeigen künftig direkt ins System eingeben und den Strafzettel sofort aushändigen können, so wie die Verkehrspolizei es auch tut.

Dennoch werden Sie nicht alle Winkel der Stadt rund um die Uhr überwachen können. Wie lange wird es also dauern, bis der Mann, der täglich neben meine Haustür pinkelt, erwischt wird?

Wenn ein Bürger sich meldet und auf Verstöße hinweist, werden wir sofort aktiv. An einschlägigen Brennpunkten, etwa in Son Armadans, wo regelmäßig Trinkgelage stattfinden, oder in Pere Garau, wo es bekanntermaßen Probleme mit der Sauberkeit gibt, werden wir gezielt patrouillieren. Dasselbe gilt für die Partymeile an der Playa de Palma, vor allem rund um Bier- und Schinkenstraße und die Balnearios 6 bis 8. Und ansonsten haben die Beamten auf Streife stets ein Auge auf Verstöße.

An der Playa de Palma fand diese Woche eine Info-Kampagne zur neuen Verordnung statt. Wie kam das bei den Urlaubern an?

Der Vorteil an deutschen Touristen ist, dass sie sehr respektvoll sind. Die Engländer sind wesentlich aufmüpfiger. Im Großen und Ganzen benehmen sich die Deutschen sehr gut, es mangelt nur oft an Information.

Wird es nun tatsächlich keine Saufgelage mehr geben?

Zumindest ist es ab 16. Juni verboten. Möglicherweise gibt es anfangs noch Verwarnungen. Aber wenn sich die Leute nicht daran halten, wird es auch Anzeigen geben. Wir müssen darauf vertrauen, dass die Verordnung eingehalten wird. Ob es klappt, wird erst die Erfahrung zeigen.

Händler an der Playa, aber auch Urlauber beschweren sich immer wieder, die Polizei wäre dort zwar präsent, würde aber nichts gegen die Prostituierten oder Straßenverkäufer unternehmen.

Die Leute wissen nicht, dass wir keine Handhabe dagegen haben. Der Straßenverkauf ist keine Straftat, wegen der man jemanden sofort ins Gefängnis stecken kann. Außerdem gehören zu diesen Dingen immer zwei Seiten, nämlich auch Freier und Käufer. Niemand ist gezwungen, einem afrikanischen Händler etwas abzukaufen. Und Straftat Nummer eins an der Playa ist vielmehr der Handy-Diebstahl, das wird laut Statistik am häufigsten angezeigt.

Im Kampf gegen Prostituierte, fliegende Händler und Hütchenspieler wurden in der Vergangenheit schon mehrfach die Auflagen verschärft und sogar Bannmeilen definiert. Kann man diesem Treiben ernsthaft den Garaus machen?

Nein, das ist wie mit Verkehrsunfällen, die wird es auch immer geben. Wir können nicht an jeder Straßen­laterne einen Polizisten aufstellen. Es muss eher darum gehen, das Ganze in Zaum zu halten und auf bestimmte Gegenden zu beschränken.

Wo könnte das sein?

Gerade bei den Straßenhändlern ist das eine schwierige Gratwanderung. An der Playa de Palma gibt es sehr viele. Aber wenn man andererseits die Menschen in Melilla in den Zäunen hängen sieht und danach ihr Jubeln, wenn sie es nach Spanien geschafft haben, weiß man, dass sie dort, wo sie herkommen, nichts hatten und deshalb auch nichts zu verlieren haben. Diese Leute leben davon, dass sie ihren Kram verkaufen. Also sollen sie es eben an Orten tun, wo sie am wenigsten Schaden anrichten.

In diesem Sommer soll es in Palma nur acht Beamte der Touristenpolizei geben, in früheren Jahren waren es bis zu 20. Eine Begleiterscheinung der Krise?

Diese Beamte stellt das Innenministerium, da es dafür aber keine Mittel mehr gibt, wird diese Einheit wohl aussterben. Wir werden aber auch in diesem Sommer innerhalb der Ortspolizei rund 40 Beamte als Verstärkung in den von Touristen frequentierten Gegenden abstellen.

Es gab mal Pläne, bei der Polizei Dolmetscher anzustellen, die für die Urlauber übersetzen. Was ist daraus geworden?

Einem Abkommen zufolge wird es ab kommender Woche sowohl in der Polizeiwache auf Höhe des Balneario 8, als auch auf dem Revier der National­polizei in der Carrer Marbella je einen Dolmetscher geben, sodass Touristen beispielsweise auf Deutsch Anzeige erstatten können.