Einen Tag, nachdem der balearische Ministerpräsident José Ramón Bauzá (Volkspartei, PP) König Felipe VI. bei seinem Inselbesuch deutlich gemacht hat, dass die Suche nach Erdöl und Erdgas rund um Mallorca und Ibiza unverzüglich gestoppt werden müsse, ist ein Bericht öffentlich geworden, wonach die Suche nach fossilen Brennstoffen in balearischen Gewässern längst begonnen hat. Wie die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" am Donnerstag (7.8.) berichtete, haben bereits im April 2013 mindestens an zwei Tagen sogenannte seismologische Untersuchungen stattgefunden, bei denen mittels Airguns Unterwasserexplosionen ausgelöst wurden, um mit den entstehenden Schallwellen den Meeresboden wie beim Ultraschall zu durchleuchten.

Dies geht aus einem Gutachten aus dem balearischen Umweltministerium vom 24. Juli 2013 hervor, in dem nicht nur die enorme Lautstärke beanstandet wird, die sich negativ auf Flora und Fauna im gesamten Meer um die Balearen ausgewirkt habe. Die Sachverständigen aus dem Ministerium kritisieren darin vor allem, dass die lärmintensiven Untersuchungen im April durchgeführt wurden - und somit zu einer Zeit, in der die Wale auf Wanderschaft gehen. Das Unternehmen - man geht davon aus, dass es sich um den auf seismologische Untersuchungen spezialisierten Konzern Seabird Exploration handelt - hätte damit klar gegen eine der Hauptvereinbarungen, nämlich zu dieser Jahreszeit auf Explosionen zu verzichten, verstoßen.

Außer dass sich eine Generaldirektorin aus dem balearischen Umweltministerium an das Umweltministerium in Madrid wandte, um ihre "Beunruhigung" angesichts der möglichen Erdölsuche kundzutun, unternahm die Balearenregierung nichts. "Das ist Doppelmoral", empörte sich der linke Abgeordnete David Abril, der für die Regionalpartei Més im Balearen-Parlament sitzt. Seiner Meinung nach hätte die Landesregierung unverzüglich Anzeige gegen Seabird Exploration, aber auch das Umweltministerium in Madrid erstatten müssen, das die Aktivitäten des Unternehmens offensichtlich gedeckt hatte.