Der Skandal um die korrupten Machenschaften der Ortspolizei von Palma de Mallorca an der Playa de Palma zieht immer weitere Kreise. Mittlerweile sind acht Beamte festgenommen worden, die Diskothekenbetreiber und Gastronomen in der Partyhochburg rund um den Ballermann vor Kontrollen gewarnt und dafür Gegenleistungen - Bargeld oder Naturalien - kassiert haben sollen. Auf diese Weise könnten, davon jedenfalls gehen die Ermittler aus, Straftaten verhindert worden sein.

Die Beamten gehören der Eliteeinheit für Prävention GAP, die in den Sommermonaten an der Playa de Palma patroulliert, der "grünen Patrouille", die in den Nachtlokalen etwa die Einhaltung der Lärm- und Jugendschutzvorschriften kontrolliert, der Polizeiwache an der Playa und einer Flughafen-Einheit an.

Für richtig Schlagzeilen sorgte der Fall, in dem seit Wochen ermittelt wird, als der Untersuchungsrichter und die Staatsanwaltschaft am Montag (12.1.) die beiden höchsten Verantwortlichen der Polizei, Polizeichef Joan Mut und den für die Ortspolizei zuständigen Stadtrat Guillermo Navarro, zu Beschuldigten erklärten. Joan Mut, dem Amtsmissbrauch und Nötigung zur Last gelegt werden, soll ein Disziplinarverfahren gegen den Beamten der GAP-Einheit eingeleitet haben, der den ganzen Fall mit einer Anzeige ins Rollen gebracht hatte.

Alle bisher erfolgten Festnahmen - und es könnten in den kommenden Wochen noch weitere folgen - gehen auf seine Aussage zurück. Die Ermittler werfen Mut vor, dass er die Untersuchung gegen den besagten Kollegen wegen einer angeblichen Auseinandersetzung mit einem Vorgesetzten quasi zur Strafe eröffnete und ihn kurzerhand in eine andere Abteilung versetzen ließ. Verdächtig erscheint den Ermittlern dabei zudem, dass die Versetzung auffallend schnell erfolgte, während solche Vorgänge in anderen Fällen wesentlich länger dauerten.

Der Polizeichef, der am Dienstag vier Stunden vernommen wurde, streitet die Vorwürfe jedoch ab. Er erklärte, dass die von ihm angeordneten Versetzung des Beamten nicht der Verschleierung von Korruptionsvorwürfen dienen sollte. Vielmehr habe er den Mann aus der Schusslinie genommen, um die angespannte Situation innerhalb der Präventionseinheit GAP, die in zwei Lager gespalten zu sein, zu entschärfen. Ein Teil der Truppe steht im Verdacht, sich bestechen haben zu lassen, dem anderen Lager gehören diejenigen an, die die Schilderungen des Beamten, der Anzeige erstattet hatte, mit ihren Aussagen untermauerten.

Stadtrat Guillermo Navarro gab bei seiner Vernehmung zu Protokoll, dass er von dem Disziplinarverfahren gewusst und diesem zugestimmt hatte. Auch er stritt allerdings ab, dass es sich dabei um eine Strafmaßnahme für den Beamten gehandelt habe, der die Unregelmäßigkeiten bei den Einsätzen an der Playa de Palma aufgedeckt hatte. Mut sowie Navarro betonten zudem, dass der Beamte auch nicht deshalb gemaßregelt wurde, weil er nicht der Polizeiführung und der Volkspartei PP, die die Arbeit der Ortspolizei vom Rathaus aus steuert, nahesteht.

Den acht festgenommenen Beamten, die am Dienstag ebenfalls vom Untersuchungsrichter vernommen wurden, wird Bildung einer kriminellen Vereinigung, Erpressung, Bedrohung, Vorteilsnahme, Nötigung, Amtsmissbrauch und die Nichtverfolgung von Straftaten zur Last gelegt. EIner der Polizisten hat bereits gestanden, dass es zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist. Am Dienstagmorgen stellten die Ermittler außerdem weitere Akten in der Hauptwache der Polizei von Palma in der Avenida Sant Ferran sicher.