Im Skandal um mutmaßliche Missbrauchsfälle im Kinderchor von Lluc in den 90er Jahren sind belastende E-Mails öffentlich geworden. So zitiert die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" in ihrer Printausgabe aus dem angeblichen E-Mail-Verkehr zwischen dem beschuldigten Prior Antoni Vallespir und dem ehemaligen Chorknaben, der Anzeige erstattet hat. Darin bittet der Geistliche den inzwischen 34-Jährigen, ihm zu verzeihen und nicht gegen ihn vorzugehen. Er sei damals schwach gewesen, hätte aber niemals zulassen dürfen, was passiert sei, zitiert das Blatt den Beschuldigten.

Der Bischof von Mallorca, Javier Salinas, hatte den Prior am 6. März wegen der Vorwürfe umgehend suspendiert. Man habe eine Untersuchung eingeleitet und werde die Vorwürfe restlos aufklären, so Salinas am Freitag (6.3.). Am Sonntag (15.3.) sollte in den Kirchen auf Mallorca ein Brief des Bischofs verlesen werden, in dem er die Null-Toleranz-Politik bei Missbrauchsvorwürfen und die Solidarität mit den mutmaßlichen Opfern bekräftigt. Untersucht werden im Bistum Mallorca zudem weitere Fälle, auch der Rektor der Pfarrei von Sa Pobla wurde wegen einer Anzeige vom Dienst suspendiert.

Ein früheres Mitglied des Kinderchors von Lluc im Norden von Mallorca hatte vor zwei Wochen Anzeige gegen den Prior der Glaubenskongregation des Heiligen Herzens Jesu erstattet. Er sei in seiner Zeit in Lluc in den 90er Jahren mehrfach sexuell missbraucht worden, heißt es in der Anzeige, die beim Bistum Mallorca einging. Eine Anwaltskanzlei in Barcelona erstattete inzwischen zudem Strafanzeige. Lluc mit seinem Kinderchor gilt als spirituelles Zentrum der Insel und ist Pilgerstätte für Mallorquiner und Urlauber. /ff