Wie erobert man als Handelskette einen Markt wie Mallorca, auf dem es schon sehr viele Einkaufsmöglichkeiten gibt und auf dem die Discounter-Konkurrenz schon seit Jahren aktiv ist? Aldi hat am Dienstag (12.5.) einen ersten Einblick in seine Mallorca-Strategie gegeben: "Wir wollen kein deutscher Supermarkt auf Mallorca sein, sondern ein mallorquinischer Supermarkt für die Mallorquiner", formulierte der für die Expansion verantwortliche Manager Juan Carlos Frean bei einem Presse­essen.

Entsprechend sei alles - von den Lieferanten über die Produkte bis hin zu den Anzeigenschaltungen in den Inselmedien - auf die Einheimischen zugeschnitten. "Natürlich freuen wir uns auch über deutsche Kunden, die uns ja schon aus ihrer Heimat kennen, aber unsere Priorität sind derzeit eindeutig die Mallorquiner", so der katalanische Manager.

Aldi Nord will am 20. Mai auf einen Schlag sechs Niederlassungen auf der Urlaubsinsel eröffnen. Der große Konkurrent Lidl sitzt mit 14 Märkten bereits fest im Sattel. Dass man sich teilweise Tür an Tür zu dem Mitbewerber angesiedelt habe, sei keine Absicht, sondern der Verfügbarkeit von Grundstücken in den Gewerbegebieten geschuldet, beteuerte Frean.

Zumal man sich ja auch im Angebot unterscheide und viel mallorquinischer sei. Man gehe mit 43 Lieferanten von der Insel an den Start. Sie würde für bis zu 100 mallorquinische Produkten in den Regalen sorgen: die Paprikawurst Sobrassada, Quely-Plätzchen, Mahón-Käse, süße Mandeln - "die Leute sollen sich wie zu Hause fühlen."

Auch zwei mallorquinische Weine gehen unter der Aldi-Hausmarke in den Verkauf. Frischware wie Obst und Gemüse hingegen werde zunächst ausschließlich vom Festland geliefert. Nur ein kleiner Teil des Warenangebots komme aus Deutschland.

Man gehe mit dem Anspruch allerhöchster Qualität in den Wettbewerb, so Juan Carlos Frean. Dafür sei Aldi anderswo in Spanien und Europa bekannt. Wie zum Beweis wurde das Presse­essen von einem der besten Köche Mallorcas und seinem Team bestritten: Der mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Tomeu Caldentey servierte sage und schreibe 16 vorzügliche kleine Gänge - allesamt mit Aldi-Produkten zubereitet.

Die Landung auf Mallorca sei zwei Jahre lang vorbereitet worden, so der Manager, der keine Investitionssumme nannte. In den sechs Märkten würden zunächst 150 festangestellte Mitarbeiter beschäftigt. Und das sei erst der Anfang: "Kurz- und mittelfristig wollen wir auf 500 Stellen und etwa 15 Märkte aufstocken." Ein Datum für die weitere Expansion nannte Frean nicht, schloss aber zusätzliche Eröffnungen noch in diesem Jahr aus.

Sichtlich erfreut zeigte sich der Manager über das beträchtliche Medienecho, das die bevorstehenden Eröffnungen in Deutschland haben. "Das zeigt, wie sehr Aldi den Deutschen am Herzen liegt. Das ist Gratis-Werbung, für die wir nichts tun mussten."

Wobei auch die Zentrale von Aldi Nord ein wenig nachhilft, die frohe Botschaft unters Volk zu bringen. Auf der Rückseite des aktuellen Verkaufsprospekts wird die Mallorca-Expansion mit der gleichen "Fühlen Sie sich wie zu Hause"-Botschaft angepriesen, mit der auch um die Mallorquiner geworben wird - bis auf den auf deutsche Kunden gemünzten Zusatz "mit mehr Sonne, mehr Strand und mehr Tapas." Darunter findet sich dann noch, im besten Aldi-Stil, ein passendes Urlaubsangebot: eine 29-tägige Spanien- und Mallorcareise ab 999 Euro pro Person. /ck