Der spanische König Felipe VI. hat seiner Schwester Cristina de Borbón den Titel der Herzogin von Palma de Mallorca entzogen. Damit reagiert das Königshaus auf die Eskalation im Fall Nóos, in dem sich nicht nur Cristinas Mann Iñaki Urdangarin vor Gericht verantworten und mit einer langen Gefängnisstrafe rechnen muss, sondern auch die Infantin selbst auf der Anklagebank Platz nehmen muss.

Die Auszeichnung hatte die Infantin seit ihrer Hochzeit im Jahr 1997 getragen. König Juan Carlos hatte den Titel seiner Tochter zu ihrer Hochzeit mit Urdangarin eigentlich auf Lebenszeit verliehen. Nun wurde er am Donnerstagabend (11.6.) mit einer kurzen Mitteilung des Königshauses wieder einkassiert.

Cristina hatte zuletzt das Vorgehen von Untersuchungsrichter José Castro öffentlich kritisiert, ihr Anwalt sprach von "Exzessen" bei den Ermittlungen gegen ihre Person.

Der Infantin wird voraussichtlich ab Ende des Jahres auf Mallorca der Prozess gemacht, zusammen Urdangarin, dem Hauptangeklagten, sowie 15 weiteren Verdächtigen im Korruptionsfall Nóos. Der Infantin wird in zwei Fällen Beihilfe zur Steuer­hinterziehung vorgeworfen, der Nebenkläger Manos Limpias fordert acht Jahre Haft.

Mit der Anklageschrift von Untersuchungsrichter José Castro von Dezember vergangenen Jahres waren die mehr als dreijährigen Ermittlungen rund um die Machenschaften des angeblich gemeinnützigen Instituts Nóos endgültig abgeschlossen und die Weichen für den Prozess gestellt.

Zwischen 2003 und 2009 sollen durch ein Firmengeflecht, das Cristinas Mann Urdangarin zusammen mit seinem Geschäftspartner Diego Torres aufgebaut hatte, in hohem Umfang Steuer­gelder veruntreut worden sein. Eklatantestes Beispiel ist die Organisation zweier Tagungen zu „Sport und Tourismus" auf Mallorca - für diese sowie weitere schwer nachvollziehbare Leistungen sollen mehr als 6 Millionen Euro an das Institut Nóos geflossen sein.

In die Geschäfte war Cristina de Borbón indirekt verwickelt. Urdangarins Frau hat laut den Ermittlungen eine lange Reihe von Ausgaben für Haus, Reisen und Annehmlichkeiten über die Consulting-Firma Aizóon abgewickelt. Dabei handelt es sich um eine mutmaßliche Scheinfirma, an der sie zu 50 Prozent beteiligt ist. Die jetzige Anklage ist Folge von mutmaßlichen Tricksereien bei der Zahlung der Einkommens- und Körperschaftssteuer. /ff