Aus dieser Perspektive hatte selbst der Direktor des Hafens von Palma de Mallorca, Alberto Pons, seine Anlage noch nie gesehen: 65 Meter beträgt die Höhe der "Allure of the Seas" über der Wasserlinie. Der Ozeandampfer der Superlative, der am Montagmorgen (25.5.) um 8 Uhr in Palma anlegte, ist 362 Meter lang - den Pott zur Gänze auf ein Foto zu bekommen, ist von der Mole am Terminal Nummer 6 aus fast unmöglich.

Auf dem von der US-amerikanischen Reederei Royal Carribean in Auftrag gegeben und betriebenen Schiff ist alles größer, schöner, besser: Gläserne Aufzüge vermitteln einen Eindruck von den Ausmaßen des 16 Decks hohen Dampfers. Vom Sonnendeck mit seinen zahlreichen Pools (insgesamt befinden sich an Bord 21 Schwimmbäder mit einer Gesamtkapazität von 2.300 Tonnen Wasser) aus blicken die Passagiere im wahrsten Sinne des Wortes auf alle anderen Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Palma herab: Selbst Tui- und Aida-Kreuzer wirken von hier oben irgendwie niedlich.

Am Bug finden die 6.318 Gäste, die das Schiff fast, unter anderem einen Basketball- und Minigolfplatz und zwei künstliche Surfanlagen. Einige Stockwerke tiefer befindet sich der sogenannte Central Park, der mit seinen über 12.000 Pflanzen gänzlich vergessen lässt, dass man sich auf einem Schiff befindet - es könnte auch eine Anlage in einem beliebigen Vergnügungspark sein. Das Vogelgezwitscher, das hier ertönt, kommt vom Band, doch das stört die Gäste der vielen Bars und Restaurants, die rund um den "Park" angesiedelt sind, wenig.

Weitere Highlights sind der "Boardwalk", eine im Stil von Coney Island gestaltete Freifläche mit auf antik gemachtem Pferdekarrussel, Dinern und noch mehr Bars - ein Drink kostet übrigens 12 Dollar, rund elf Euro. Bargeld geht hier aber nicht auf den Tresen: Die Gäste geben beim Besteigen des Schiffs ihre Kreditkartendaten an, von da ab läuft der Bezahlvorgang mit bordeigenen Karten oder der moderneren Variante, einem digitalen Armband.

Boutiquen namhafter Designer, ein Starbucks, internationale Kneipen - vom britischen Pub bis zur Pizzeria - und Nachtclubs mit verschiedenen Musikrichtungen lassen auf dem Entertainment Place genannten Deck keine Wünsche offen. Allerdings haben die Läden nur dann geöffnet, wenn das Schiff tatsächlich den ganzen Tag auf See ist, also immer nur samstags. Schließlich sollen die Urlauber ihr Geld in den sechs Mittelmeerstädten ausgeben, in denen die "Allure" bei ihrer einwöchigen Tour Halt macht.

Im Amphitheater wird derweil das Musical Mamma Mia einstudiert: Wegen des internationalen Publikums, zu dem neben Amerikanern auch Italiener, Spanier, Deutsche und Briten gehören, setzt man auf eingängige musikalische Unterhaltung, um Sprachbarrieren möglichst elegant zu umschiffen.

Die "Allure of the Seas", auf der allein 2.384 Crewmitglieder tätig und untergebracht sind und die Mallorca um 16 Uhr wieder verlassen sollte, wird in der aktuellen Saison übrigens noch 22 Mal jeweils montags in Palma anlegen. /lex