Der Wendekreis, in den die Straße von Ses Covetes mündet, wird dieser Tage besonders oft genutzt. So mancher Pkw-Fahrer, der am Naturstrand Es Trenc ausspannen will, wendet hier mangels Parkplatz - und verlässt Ses Covetes wieder in die Richtung, aus der er gekommen ist. Das Schauspiel kann Ángel Terrón von der Theke des Restaurants Noray oft beobachten. „Die Leute haben keine Lust, 20 Minuten zu Fuß zu gehen", sagt er. Und erst recht nicht mit Sonnenschirm, Kühlbox und kleinen Kindern im Gepäck, so wie es sich für einen Strandbesuch auf Mallorca gehört.

Obwohl die Badesaison erst anläuft, wirft das Parkplatz-­Desaster seine Schatten voraus. Nachdem im Herbst vergangenen Jahres zwei große Parkplätze in den Dünen mit mehr als tausend Stellflächen wegen Problemen bei der Genehmigung und auf Weisung des Inselrats geschlossen wurden, bleibt nur noch die Kurzparkzone (ORA) entlang der Zufahrtsstraße. Auch wenn sie deutlich vergrößert wurde, fasst sie nur 300 Fahrzeuge - und das bei mehreren tausend Strandgästen an heißen Sommertagen.

Die Wirte und Chiringuito-­Betreiber befürchten das Schlimmste, falls nicht doch noch eine Lösung gefunden wird. „Wir sind hier acht Restaurants mit gut 400 Plätzen", sagt Terrón. „Wovon sollen wir leben?" Obwohl der große Ansturm gewöhnlich erst später einsetze, sei schon jetzt ein deutliches Umsatzminus zu spüren - das Parkplatzchaos habe sich herumgesprochen, der Schaden sei bereits angerichtet.

Die Veränderungen sind schon bei der Anfahrt sichtbar. Noch bevor die ersten Häuser der Siedlung ins Blickfeld rücken, beginnt auf der rechten Seite der Zugangsstraße eine noch strahlend blaue Linie, die die Kurzparkzone markiert. Hier, ganz weit draußen, gibt es an diesem Donnerstagnachmittag (7.5.) noch genügend Platz zum Parken. Doch schon jetzt ist der Marsch über den Asphalt eine schweißtreibende Angelegenheit - zumal man sich über freie Stellen weiter vorne ärgert, die man natürlich nicht vorausahnen konnte. Dass nicht jede Parkuhr funktioniert und von manchen schon Tasten abgefallen sind, macht den Eindruck nicht besser.

Zur Verwirrung tragen die Schilder des gesperrten Parkplatzes bei, die offenbar in der Hoffnung auf eine schnelle Lösung nicht abmontiert wurden. Hinter dem Schild, das einen Tagespreis von 6 Euro ausweist, ist das Tor neben dem Kassen­häuschen geschlossen und mit einer Eisenkette abgesperrt. Auch der Kundenparkplatz des Restaurants nebenan ist geschlossen.

„Hier am Es-Trenc-Strand geht doch jedes Jahr etwas schief", meint Kellner Biel Mateu - und spielt damit auf den Ärger um die illegale Apartmentsiedlung neben dem Strand an, die nach einem langen Rechtsstreit vor zwei Jahren abgerissen wurde. Inzwischen wachsen aus den zur Renaturierung aufgestellten Plastikröhrchen die ersten Setzlinge in die Höhe.

Mateu arbeitet in der Strandbar Ses Aigos Blanques, wo gerade Mitarbeiter die Metallgestelle für die Sonnenschirme von zwei Transportern abladen. Für die Chiringuito-­Besitzer ist die Lage besonders heikel - sie haben ihre Konzession schließlich teuer ersteigert und zusammen 1,4 Millionen Euro an die Gemeinde Campos bezahlt - noch einmal 300.000 Euro mehr als vergangenes Jahr. Und damit sei es nicht getan. „Wir mussten alle auch eine Ausbildung zum Rettungsschwimmer machen", so der Kellner, „und für die Strand­reinigung sind wir auch verantwortlich."

So wie praktisch alle Wirte in Ses Covetes hat Mateu das Gefühl, dass sich doch noch irgendwie eine Lösung findet. Die Augen richten sich auf Bürgermeister Sebastiá Sageras (Volkspartei, PP), der sich zwar seit Wochen mit Betroffenen und Vertretern von Inselrat und Landes­regierung trifft, aber als Lösung bislang nur die ­Drohung anbieten konnte, notfalls eine Schranke auf der Zufahrtsstraße zu errichten, damit Ses Covetes im August nicht zur Mausefalle wird. Auch beim Anruf der MZ verweist er auf die andauernden Gespräche.

Der Kern des Problems: Der Ort liegt im Naturschutzgebiet (ANEI). Hier kann keine Betriebsgenehmigung für einen Parkplatz an eine Privatperson vergeben werden. Zusammen mit den Fachleuten des Inselrats werde nun eine Änderung des kommunalen Raumnutzungsplans vorbereitet, so Sagreras. Dass sich die Behörden überhaupt damit herumärgern, liegt an einer eingegangenen Anzeige - das bestätigt der Bürgermeister, will aber keine Details nennen. Auch bei der Identität des Eigentümers des Privatparkplatzes hält er sich bedeckt.

Es seien gleich mehrere Eigentümer, Mallorquiner aus Campos und aus Palma, die sich zusammengetan haben, um die Parkplätze zu betreiben, sagen die Wirte einig. „Parkplätze wie hier gibt es überall auf Mallorca", kritisieren die Betreiber des Chiringuito Es Murters, die für den Betrieb zwischen Ostern und Oktober 120.000 Euro Konzessions­gebühr bezahlt haben. Man ist wütend auf die Politiker: Einerseits predigten sie Qualitätstourismus - ein Foto von Es Trenc sei mit das erste, was Urlauber am Flughafen zu sehen bekämen - andererseits hätten sie keine Lösung für ein seit Monaten bekanntes Problem.

Wenn nun bis Mitte Mai nichts geschehe, werde der wirtschaftliche Schaden immens, fürchtet Mercedes García von El último paraíso. Zwei Kellner habe sie wieder für sechs Monate angestellt - aus schlechtem Gewissen. Denn die Rechnung gehe nicht auf. Die Lage direkt am kilometerlangen Traumstrand kann García nicht mehr wirklich genießen. „Wenn ich nur an die kommenden Wochen denke, fange ich schon an zu zittern."

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 14. Mai (Nummer 784) lesen Sie außerdem:

- Neue Ideen, neue Gesichter: Palmas Bürgermeister-Kandidaten

- Wie geht's weiter im Safari-Zoo? Demo nach Schimpansen-Tod

- Angst um die Olivenbäume

- Elf Jahre Haft für Mord