In einem neuen Kapitel der Aufarbeitung eines groß angelegte Netzwerkes zur Steuerhinterziehung und Geldwäsche müssen sich in Palma seit Montag (5.10.) ein in Großbritannien verurteilter britischer Betrüger namens Peter Brian Bradley, ein bekannter Anwalt, Alejandro Feliu, sowie erstmals auch ein Notar, Alberto Herrán, vor Gericht veranworten.

Zusammen mit einem weiteren Kollegen und dem Notar soll der Anwalt den Briten unter anderem dabei unterstützt haben, eine 3,3 Millionen Euro teure Immobilie größtenteils schwarz bezahlt zu haben, um Geld zu "waschen" und Steuern zu sparen. Dem Finanzamt gegenüber wurde der Kauf nur mit 1,85 Millionen Euro angegeben. Bradley wollte dabei, so die Anklage, ein Teil seines Vermögens vor den britischen Behörden in Sicherheit bringen.

Die Staatsanwaltschaft beschuldigt den Notar, Alberto Herrán, "grober Fahrlässigkeit", weil er die offensichtliche Unterverbriefung nicht den Steuerfahndern meldete, und fordert für ihn 16 Monate Haft, 2 Millionen Euro Bußgeld sowie ein fünfjähriges Berufsverbot.

Bei der Abwicklung des Geschäfts wurde auch auf zwei Gesellschaften in Steuerparadiesen zurückgegriffen - eine Spezialität der lange Zeit hoch angesehenen Anwaltskanzlei Feliu. Bei der "Operación Relámpago" (Operation Blitz) wurden 2007 deren Büroräume durchsucht. Die Fahnder fanden dort Unterlagen von 816 durch die Kanzlei eingetragenen Gesellschaften, 161 davon in Steuerparadiesen.

Die Anwällte der Familie - José, Miguel, Alejandro und Gabriel Feliu - griffen auch zu anderen Tricks wie Scheinverkäufen oder gar Doppel- und Dreifachverkäufen, etwa in Cala Llamp, wo auch Deutsche zu Schaden kamen. Sie sind dafür auch schon in mehreren Verfahren verurteilt worden, ohne dass einer von ihnen bislang eine Haftstrafe antreten musste.

Zu ihren Klienten gehörten auch Christian und Martha Hore, jenes britisch-kolumbianische Ehepaar, dass dem britischen Unternehmer Richard Branson die Megafinca Son Bunyola erst abkaufte und kürzlich wieder verkaufte. Um ein Prozess wegen Steuerhinterziehung zu vermeiden, haben die Hores 10,6 Millionen Euro ans Finanzamt nachgezahlt.

Die Zeitung "El País" schätzte die durch die "Operation Relámpago" eingenommenen Steuernachzahlungen und Bußgelder 2014 auf etwa 20 Millionen Euro. Bei dem nun angelaufenen neuen Prozess könnte noch mehr Geld hinzukommen. Am ersten Verhandlungstag stritten sowohl der Brite Peter Brian Bradley (Forderung der Staatsanwaltschaft: 12 Jahre und 3,2 Millionen Euro Strafe) als auch Alejandro Feliu (16 Jahren und 7 Millionen Euro Strafe) die Unterverbriefung und jegliche Schuld ab. Für Dienstag (6.10.) ist ein zweiter Verhandlungstag angesetzt. /ck