Eigentlich dürfte am Strand von Els Estanys, der Verlängerung des mallorquinischen Karibik-Streifens von Es Trenc in Colònia de Sant Jordi im Süden Mallorcas, kaum ein Quadratzentimeter mehr frei sein. Denn seit Herbst vergangenen Jahres schon ist der über tausend Autos fassende private Parkplatz in Ses Covetes, am anderen Ende des Strandes, wegen fehlender Genehmigungen versiegelt. Und hierher, nach Colònia de Sant Jordi, könnte man bequem ausweichen.

Doch an diesem Donnerstag (25.6.), ist bei strahlend blauem Himmel und stechender Sonne noch jede Menge Platz auf dem blütenweißen Sand vor dem türkisblauen Wasser. Inländische und ausländische Gäste - zumeist Familien mit Kindern - spielen Strand-Tennis, lesen Zeitung oder planschen im Wasser, niemand rückt einem allzu sehr auf die Pelle. Auch Mietliegen und -schirme gibt es noch in größerer Zahl. Im Chiringuito „Es Pinar" ist gegen 14 Uhr durchaus noch der ein oder andere Tisch frei.

„Dass die Menschen auf einmal in großen Mengen hierhin strömen, kann man nun wirklich nicht sagen", meint Rafael Rosado, der das Strandrestaurant betreibt. „Geändert hat sich nichts, höchstens am Wochenende kommen vielleicht einige Leute mehr als sonst." Paola vom Eis- und Getränkestand in Steinwurfweite des Strandes sieht das ähnlich: „Hier läuft alles wie bisher." Schlangen bildeten sich vor dem Schankposten nur ab und zu an Wochenenden.

Auch die Schweizerin Geraldine Brunner, die neben dem Chiringuito mit ihrem Freund Juan Crippa Surfbretter und Boote an Touristen vermietet, hält sich nicht für eine Profiteurin des Parkplatzdesasters in Ses Covetes - im Gegenteil. „Es ist eher noch weniger los als vergangenes Jahr", sagt sie. „Das wundert uns schon etwas."

Und das, obwohl in dem zur Gemeinde Ses Salines gehörenden Ort Colònia de Sant Jordi Parkplätze in großer Zahl vorhanden sind - weniger in Gestalt von Privat­arealen als von Stellflächen am Straßenrand. Dort sind blaue Linien eingezeichnet, die eigentlich kostenpflichtige Kurzpark­zonen markieren. Doch die Konzession war nach einem Streit mit dem Betreiber 2013 nicht mehr verlängert worden.

Einige Kilometer weiter westlich in Richtung Campos, an der mittleren Zufahrt zum Strand in Sichtweite der Salinen, erklärt sich Parkplatzwächter Biel den lediglich gleichbleibenden Besucher-Ansturm so: „Es kommen nicht mehr Gäste, weil sie wegen der Berichterstattung in den Medien glauben, dass der ganze Es-Trenc-Strand momentan zu ist." Eine Art „Psychose" sei das. Viele Strandgäste - und dazu zählten vor allem Ausländer - wüssten einfach nicht, dass man den Traumstrand auch auf anderen Zufahrtsstraßen erreichen kann. „Deswegen fahren sie lieber gleich an ganz andere Strände."

Neue Stellfläche in Ses Covetes

Unter den Gewerbetreibenden von Ses Covetes, wo der große Parkplatz weiterhin geschlossen bleibt, ist indessen schon beinahe Panikstimmung aufgekommen: In den Restaurants, bei den Liegenverleihern und in den Geschäften brach die Zahl der Besucher laut den Betreibern zwischenzeitlich um rund 80 Prozent ein. Reihenweise leere Liegen und ebenso viele leere Plätze in den Chiringuitos und sonstigen Restaurants bestimmten Mitte Juni das Bild. Und auch in dem kleinen Supermarkt verlieren sich die Kunden. Statt der früher täglich 10.000 Strandgäste kämen heute nur noch 1.200, heißt es. Die Konsequenzen seien verheerend, man werde von den Politikern der Gemeinde Campos „ruiniert". Bürgermeister Sebatiá Sagreras sucht seit Monaten nach einer Lösung, doch bislang ohne Erfolg.

Etwas Linderung verschafft nun immerhin seit vergangener Woche eine Stellfläche linker Hand der Zufahrtsstraße, die für bis zu 200 Fahrzeuge geöffnet wurde und derzeit gratis ist. Die Wirte hoffen, dass nun weniger Besucher wieder kehrt machen, so wie bislang.

Parken am Es Trenc: Wo man überall sein Auto lassen kann

In Colònia de Sant Jordi ist man auch nicht viel besser auf das Rathaus zu sprechen. „Die sorgen für eine Presse, die Es Trenc gar nicht gut tun", so Fernando Pablo Ortiz, der seit 15 Jahren als Rettungs­sanitäter an den Stränden tätig ist. „Wenn das so weiter geht, kriegt die Bürokratie hier alles tot."