Vier Rekordjahre in Folge hat Mallorcas Tourismusbranche hinter sich - und das fünfte steht bevor: Reiseveranstalter und Hoteliers sind bereits jetzt sicher, dass die Saison 2016 der Insel neue Spitzenwerte bescheren wird - zumal Reiseziele wie Ägypten, Tunesien oder auch die Türkei aufgrund der politischen Lage vor allem bei Familien starke Einbußen verzeichnen. Dass Mallorca-Urlauber voraussichtlich ab Sommer 2016 eine Touristensteuer, die je nach Unterkunft und Reisezeit zwischen 0,25 und 2 Euro pro Tag beträgt, bezahlen müssen, scheint der Euphorie keinen Abbruch zu tun.

„Es ist noch sehr früh für eine Prognose, aber das kommende Jahr dürfte ähnlich gut werden wie 2015, wahrscheinlich sogar besser", sagt Inma de Benito, die Vorsitzende von Mallorcas Hoteliersverband. Ebenso positiv blickt man beim Reise­veranstalter Tui auf die bevorstehende Saison: Spanien, allen voran Mallorca, sei 2015 das beliebteste Reiseziel deutscher Tui-­Urlauber gewesen, und für 2016 rechne man mit einer weiter steigenden Nachfrage - wobei die Buchungen für den Sommer bereits jetzt über dem Vorjahresniveau liegen, erläutert Pressesprecherin Kathrin Spichala. Auch bei Thomas Cook ließen die aktuellen Buchungsstände bereits auf eine sehr gute Saison schließen, sagt Sprecher Christian Schmicke.

Wichtigste Urlaubernation auf der Insel wird weiterhin Deutschland bleiben: Prognosen des spanischen Tourismusbüros in Berlin zufolge wird auch 2016 jeder dritte Deutsche, der sich für eine Spanienreise entscheidet, eine der Balearen-Inseln als Ferienort wählen. Das liegt Büroleiter Manuel Butler zufolge vor allem am guten Image sowie an den guten Fluganbindungen der Inseln, aber auch an den wettbewerbs­fähigen Preisen in Spanien generell sowie an der starken deutschen Wirtschaft, die den Bundesbürgern das Reisen erleichtert.

Briten und Russen im Anflug

Die brummende Wirtschaft in Großbritannien und das starke Pfund machen Mallorca auch bei britischen Urlaubern immer attraktiver. Deren Zahl - aber auch deren Ausgaben in Restaurants und Geschäften der Insel - werden 2016 weiter steigen, wurde bereits bei der World Travel Market im November in London prognostiziert. Wie der britische ­Reiseveranstalterverband ATAB in einer Umfrage ermittelte, setzen Touristen aus dem Vereinten Königreich ganz besonders auf Sicherheit: Vier von fünf Befragten gaben an, dass sie 2016 keinen Urlaub in muslimischen Ländern buchen werden.

Ein Plus wird zudem im russischen Markt erwartet. Nachdem die Urlauberzahl 2015 wegen des schwachen Rubels und der Ukraine-Krise stark eingebrochen war, rüsten sich Reiseveranstalter wie Natalie Tours nun für einen neuen Boom. Die Balearen bieten schließlich eine gute Alternative, nachdem Ägypten und die Türkei als Reiseziele weitgehend ausgeschieden sind: Bereits im November, nach dem mutmaßlichen Terroranschlag auf ein russisches Flugzeug über der Sinai-Halbinsel stellte der Kreml alle Passagierflüge nach Ägypten ein; und seit Dezember dürfen auf Anordnung der Regierung keine Reisen in die Türkei mehr verkauft werden - als Rache auf den Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türken an der Grenze zu Syrien.

Früher Saisonstart

Einen Vorgeschmack auf die Super-Saison bietet bereits das diesjährige Winterhalbjahr: Nach jahrelangen Klagen über die schwache Nebensaison durfte sich die Branche bereits über den besten Herbst der vergangenen sechs Jahre freuen. Und die Aussichten auf die Wintermonate sind ebenfalls bestens: Laut Hoteliers­verband werden in den ersten vier Monaten 12,4 Prozent oder rund 45.000 mehr Hotelbetten zur Verfügung stehen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im März sind dann bereits knapp 110.000 Hotelbetten buchbar, was einem Anteil von 53 Prozent entspricht. Dass die Saison damit fast zwei Monate früher startet, liegt dem Branchenverband zufolge zum einen an den bessere Fluganbindung: Im Winterhalbjahr 2015/16 sind 15,5 Prozent mehr Plätze auf Insel-Flügen im Angebot als im Vorjahr. Positiv wirke sich zum anderen aus, dass Ostern 2016 bereits auf Ende März falle und die Stadt Palma immer attraktiver für Kurztripps werde.

Winterzeit ist Baustellenzeit

In Mallorcas wichtigsten Urlaubsgebiete dominieren in diesem Winter erneut Kräne und Bauarbeiter das Bild: An der Playa de Palma wird laut Inma de Benito mit dem Hotel Saïd der Hipotels-Gruppe bis Mai 2016 das erste neu erbaute Fünf-Sterne-Haus fertiggestellt (das Garonda ist bereits zur Saison 2015 rundumsaniert worden und in die Fünf-Sterne-Kategorie aufgestiegen). Ob das zweite neue Luxus­hotel, erbaut von der Unternehmensgruppe Llaüt, ebenfalls wie geplant zur Saison 2016 eröffnet, ist Benito zufolge noch ungewiss, nachdem die Arbeiten nach einem Unfall auf der Baustelle mit zwei Toten in Verzug geraten waren. Mit fünf Sternen wird nach der gerade laufenden Sanierung künftig auch das Iberostar Royal Playa de Palma aufwarten. Mehr als 40 weitere Hotels in dem Urlaubsgebiet sollen im Laufe des Winters renoviert werden, wobei damit oftmals die Aufstockung um eine Etage sowie der Aufstieg in eine höhere Sternekategorie verbunden sind.

Auch in den Küstenorten der Gemeinde Calvià, allen voran Magaluf und Palmanova, wird in diesem Winter fleißig renoviert. Rathaussprecherin Pilar Calatayud zufolge liegen Bauanträge für rund 50 Hotels vor, die meisten von ihnen wollen im Rahmen der Sanierung in eine höhere Kategorie aufsteigen. Dies ist etwa bei zwei Häusern der Fergus-Gruppe in Magaluf der Fall, die mithilfe einer 11-Millionen-Investition Vier-Sterne-Niveau erhalten sollen. Auch die Melià-Gruppe arbeitet weiter an der Fertigstellung des elf Häuser umfassenden Projekts „Calvià Beach": In diesem Winter soll das Sol Antillas Barbado renoviert werden und in die Kategorie Melià Hotels & Resorts aufsteigen. Das Sol Jamaica, das abgerissen und neu erbaut werden soll, wird dagegen erst zur Saison 2017 eröffnen.

To-do-Liste der Politiker Damit die kommende Saison perfekt wird, muss jetzt nur noch die Landesregierung ihre Hausaufgaben machen: Dass die Touristensteuer das Parlament passiert, gilt als gesichert, fraglich ist nur noch der endgültige Zeitpunkt ihrer Einführung. Um Tricksereien von vornherein zu verhindern, plant das Tourismus­ministerium zusätzliche Kontrollen. Auf der To-do-Liste steht außerdem die Regelung der Ferienvermietung von Privatapartments: Sie wird voraussichtlich legalisiert, wenn die Vermieter bestimmte Auflagen erfüllen; zu klären bliebe allerdings noch, wie in Privatunterkünften die Touristensteuer erhoben werden soll - wobei etwa das Buchungsportal Airbnb bereits seine Bereitschaft signalisierte, die Abgabe einzuziehen. Und dann wären da noch die aus Madrid versprochenen, aber bislang nicht ausbezahlten 63 Millionen Euro zur Sanierung der Playa de Palma. Tourismusminister Biel Barceló erklärte hierzu immerhin, dass er bis zum Äußersten um die staatlichen Investitionen kämpfen werde.