Der frisch renovierte historische Bau an der Plaça d´Espanya ist seit einigen Wochen enthüllt, in den oberen Stockwerken kündigen große Plakate die baldige Eröffnung an, doch noch durchkreuzen über dem Haupteingang dicke Kabelstränge das Müller-Schild im typischen 70er-Jahre Orange. Kisten in derselben Signalfarbe leuchten aus dem Ladeninneren, ein leergeräumter Lkw manövriert um eine Straßenlaterne, ein großgewachsener Mann im roten Blaumann schiebt leere Paletten über die Rampe nach draußen.

Am Mittwoch (25.11.) um 18 Uhr hat die Drogeriekette ihre Filiale bei der Plaça Major endgültig geschlossen. Bis genau eine Woche später (2. Dezember) der neue, fast 15-mal so große Laden an der Plaça d´Espanya abends feierlich eröffnet werden kann, herrscht nun Hochbetrieb: Sobald die letzte Abrechnung in der alten Filiale gemacht ist, packen die Mitarbeiter die übrigen Produkte in Kisten - die Lagerware ist schon verstaut. Gleichzeitig wuseln an der Plaça d´Espanya hiesige wie extra für den Umzug angereiste Müller-Mitarbeiter und Handwerker zwischen Kisten und Regalen umher.

Sie montieren die letzten Möbel und Deko-Objekte und füllen den 1.500 Quadratmeter großen Laden mit Waren, die auch noch entsprechend ausgezeichneten werden müssen. Die Bezirksleiterin für Mallorca, Loli Bravo, hat vor einem Monat die ersten Bestellungen aufgegeben. „Bislang hatten wir nur einen kleinen Parfümerie- und Drogeriebereich. Jetzt kommen Naturkosmetik, Spielzeug, Schreibwaren und Handarbeit dazu", sagt sie. Die Filiale ist knapp 1.400 Quadratmeter größer als die bisherige, übertrifft auch den Müller-Markt in Llucmajor um 300 Quadratmeter und wird somit die größte auf Mallorca sein. „Und die schönste", sagt Macarena Rodríguez, die künftige Filialleiterin.

Beim MZ-Besuch vergangene Woche schwankt das Ambiente allerdings noch zwischen Lager und Baustelle. Dass dazwischen schon Regale ­stehen und Spiegel blinken, ist Andre Golynskis Werk. Er ist zum 16. Mal auf Mallorca, um eine der aktuell elf Filialen der Drogeriekette auf der Insel betriebsbereit zu machen. Seit sieben Wochen montieren er und sein sechsköpfiges Team Regale, Spiegel, Lampen, eben alles, was ein Laden so braucht. „Wir haben zwischen Fliesen und Decke geschafft", sagt der Pole. Er lebt in Ulm, wo sich auch der Sitz des Unternehmens befindet, das 1973 seinen ersten reinen Drogeriemarkt eröffnete. Inzwischen sind es mehr als 680 in ganz Europa.

Auch Golynski arbeitet international: Einer seiner Mitarbeiter ist aus Serbien angereist, ein anderer aus Ungarn. Die Teams werden nach Bedarf zusammengestellt. „Ich bin der Auslandsbeauftragte - von Kasachstan bis Cala Ratjada, wie ein Zigeuner", sagt Golynski.

In den vergangenen Wochen hat er nicht nur seine Mitarbeiter koordiniert, sondern auch die Zusammenarbeit mit etwa 20 externen Firmen - vom Fliesenleger bis zum Stuckateur. „Hier arbeiten Handwerker aus 22 Nationen, ich habe nachgezählt", sagt er. Den Abbau des Mobiliars in der Carrer Sindicat wollen sie in drei Tagen bewältigen.

„Mal schauen, ob die Mädels alles rechtzeitig leerräumen", grinst Golynski, der seit den 90er Jahren Müller-Filialen einrichtet und nicht nur Ruhe und Souveränität vermittelt, sonder auch ein sonniges Gemüt hat. Seine Philosophie: „Wer nicht lachen kann, kann nicht arbeiten." Golynski betont mehrfach, dass die Kooperation zwischen Spaniern und Deutschen gut funktioniert hat. „Hier ist alles eine Kettenreaktion, deshalb brauche ich eine gute Organisation: Wenn der Fliesenleger nicht fertig ist, können wir keine Regale aufbauen, wenn die Regale nicht stehen, können die Kollegen sie nicht einräumen", sagt er.

Genau das Problem scheint Macarena Rodríguez gerade zu haben: „Es ist ein bisschen kompliziert, die Sachen aufzubauen, wir sind so viele", sagt sie. Außendienstlerin Jutta Lorenz formuliert es weniger diplomatisch: „Sie sehen ja dieses Chaos hier. Normalerweise sind die Handwerker an diesem Punkt schon draußen, damit unsere Mitarbeiter ihre Arbeit vernünftig machen können." Auch die Thüringerin ist eigens für den Umzug aus Deutschland angereist. Ihr achtköpfiges Team kommt komplett aus dem Freistaat und bleibt vergleichsweise kurz: Zehn Tage lang koordiniert es, gemeinsam mit Loli Bravo, den Warenfluss mit den Einräumarbeiten. Seit einem halben Jahr planen sie ihren Einsatz.

Vor 24 Jahren hat Lorenz das erste Mal eine Neueröffnung gestemmt. Von Januar bis November reist sie überall hin, wo ihre logistische Expertise gebraucht wird. Nur am Wochenende und im Dezember ist sie Zuhause. „Mir ist absolut klar, was mein Aufgaben­gebiet ist und worum ich mich kümmern muss", sagt sie. Lorenz übernimmt beim Umzug die Unterabteilung „Drogerie", eine der größten Abteilungen. Sie entscheidet hier, welches Produkt in welches Regal kommt.

Für die Parfümerie, der Abteilung, die hinter dem Eingang als erstes auf Kunden wartet, übernimmt Lidia Sol diese Aufgaben. Sie leitet diesen Bereich auf ganz Mallorca. Routinemäßig besucht sie täglich eine andere Filiale, um nach dem Rechten zu schauen und die Sonderangebote, die alle zwei Wochen wechseln, aktuell zu halten. Genau wie Jutta Lorenz ist sie bis Anfang Dezember aber zehn Tage am Stück in Palma im Einsatz.

„Wir erweitern die Parfümerie von 50 auf 380 Quadratmeter", sagt Bonet. Für das Sortiment bedeutet das: Der Müller in Palma zählt künftig zur sogenannten Kategorie „Martyp 1": Diese Filialen bieten die größtmögliche Auswahl an Marken und Produkten. Besonders exklusive Düfte kommen dabei weit nach vorn, sprich: Chanel, Dior, Armani. „Nach denen fragt der Kunde als Erstes", sagt Bonet.

Erste Kunden werden am Morgen des 3. Dezember erwartet. Jutta Lorenz und Andre Golynski sind dann schon wieder in Deutschland. „Zum Wäsche waschen und der Familie Hallo sagen", sagt Lorenz.