Goldgräber-Zeiten in Mallorcas Hotellerie: Investmentfonds halten die Preise und Umstände für günstig, um jetzt - in der Endphase der Krise -

zuzuschlagen. Was 2013 mit der Übernahme des Hotels Valparaíso in Palma durch ein chinesisches Konsortium begonnen hatte, setzen nun milliardenschwere Firmen wie HIP, Alchemy Partners, Hispania oder Platinum Estates fort. Beutegut ist ausreichend vorhanden: Auf der Insel gibt es 893 Hotels mit insgesamt rund 248.000 Zimmern.

Alchemy Partners etwa hat aus dem Nichts die Kette Feel Hotels aufgebaut und damit die mallorquinische Kette Marina Hotels gekauft. Somit steht der Investmentfonds schon hinter 50 Häusern auf der Insel. Ähnlich verfährt die Firma HIP, die zu 99 Prozent der Sabadell-Bank gehört, über 200 Millionen Euro verfügt und 20 Insel-Hotels ihr Eigen nennt.

Auch Hispania bringt gehörig Bewegung in den Markt. Der Fonds hat sich mit dem mallorquinischen Hotelkonzern Barceló verbündet, um die Kette Bay Hotels aufzubauen. Hispania besitzt 76 Prozent dieser Kette, Barceló den Rest. Man wolle zunächst mit vier Häusern auf der Insel wachsen, heißt es: Unter anderem gehört das Pueblo Park an der Playa de Palma dazu. Hinter Hispania steht Azora, eine 2003 von einer Ex-Managerin der Santander-Bank gegründete Investorengruppe.

Der mächtigste der oben genannten Fonds ist indes Platinum Estates. Er gehört dem in Hongkong ansässigen Magnaten Harry Mohinani, dessen Finanzkraft in etwa mit der des Zara-Gründers Amancio Ortega vergleichbar ist. Im vergangenen Jahr gab Platinum Estates 200

Millionen Euro in Spanien aus, vor allem in Madrid, Barcelona und Marbella. Der Investmentfonds ist laut Branchenkreisen auch auf Mallorca auf Beutezug. Eine Kaufoperation soll bereits am Laufen sein.

Die Kauflust der Investmentfonds nahm bereits 2015 Fahrt auf: Mehr als 1,6 Milliarden Euro setzten sie in Spanien um, dreimal so viel wie nur drei Jahre davor, wie aus einer Studie der Consulting-Firma Christie und Co. hervorgeht. Deren Analysten glauben, dass auch 2016 ein Traumjahr für die Sparte wird, gerade auch auf Mallorca. Von den Kauf-Operationen 2015 entfielen 85 Prozent auf ausländische Investoren. In deren Besitz über gingen ehrwürdige Häuser wie das Ritz in Madrid (erworben von der in Hongkong ansässigen Mandarin-Gruppe) oder das Hotel W in Barcelona (die Käufer stammen aus dem Golf-Emirat Katar).

Nach Madrid und Barcelona folgen spanienweit auf Platz drei die Balearen. „Die Inseln sind interessant, weil der Tourismus hier stabil ist und weil es hier die besten Hotelmanager gibt, und das seit Jahrzehnten", so ein Hotel-Spezialist der Sabadell-Bank, der nicht genannt werden will.

Neben den Ausländern waren 2015 auch spanische Investoren unterwegs - neben Insulanern auch Basken, Katalanen und Madrilenen. Sie sicherten sich allein im vergangenen halben Jahr mindestens zwölf Objekte, wie es in Bankkreisen heißt. Und es ist mit weiteren Käufen zu rechnen. Der Madrider Unternehmer und Schauspieler Kike Sarasola und seine Kette Room Mate etwa konzentrieren sich auf Palma.

Was die mallorquinischen Käufer angeht, so handelt es sich nicht um Investmentfonds, sondern ausschließlich um die großen Unternehmen selbst. Sie fahren unterschiedliche Strategien: Einige kaufen billig und verkaufen teuer wie die Familie Ramis mit ihrem Ex-Hotel Valparaíso, wo das einzelne Hotelzimmer umgerechnet für 200.000 Euro den Besitzer wechselte. Andere trennen sich von ­Häusern und konzentrieren sich auf aus ihrer Sicht rentablere Orte: So verfährt der Meliá-Konzern der Escarrers. Die Familie verkaufte 2015 fünf Hotels der Marke Sol und ein Meliá-Haus mit einem Gesamtwert von 176 Millionen Euro und investiert nicht nur vor Ort in die Britenhochburg Magaluf, sondern zunehmend auch in Asien.

Auch der Tourismuskonzern Globalia (Air Europa) konzentriert sich verstärkt auf die Hotelsparte: Weltweit sollen dieses Jahr vier neue Hotels in die Be-Live-Kette übernommen werden, 2015 sicherte sich Globalia auf Mallorca das Hotel Son Antem samt Golfplatz, das zuvor Iberostar gehört hatte.

Und schließlich sind natürlich auch die deutschen Konzerne unterwegs. Am aktivsten ist schon seit Längerem der Reiseveranstalter Alltours. Im Frühling 2015 kaufte das Unternehmen von Willi Verhuven für seine Hotelmarke Allsun in Cala Millor zwei Häuser, die früher Globalia gehörten: das Sumba (280 Zimmer, drei Sterne) und das Borneo (200 Zimmer, vier Sterne). 50,4 Millionen Euro ließ Alltours dafür springen. Das entspricht 130.000 Euro pro Zimmer. Im Dezember folgten zwei weitere Hotels in Peguera. Sie gehörten zur Palmira-Kette der Familie Carrasco: das Palmira Beach und das Palmira Cormorán. Insgesamt beliefen sich die Alltours-Investitionen 2015 somit auf über 100 Millionen Euro.