Das ZDF wollte lieber mit jemandem aus dem Tourismusministerium statt mit Palmas Bürgermeister sprechen. Auch eine deutsche Nachrichtenagentur interessierte es nicht, dass für die an der Playa de Palma gültigen Verordnungen das Rathaus zuständig ist, und befragte direkt Tourismusminister Biel Barceló zur neuesten Offensive gegen die Trinkgelage rund um den Ballermann - die die Stadtverwaltung just einen Tag vor Beginn der Tourismusmesse in Berlin präsentierte.

Der Beschluss vom Dienstag (8.3.) sieht grob gesagt vor, die Promenade der Playa de Palma zu einer alkoholfreien Zone zu erklären. Neben dem Alkoholkonsum auf offener Straße ist dort künftig auch zwischen Mitternacht und acht Uhr morgens der Verkauf von alkoholischen Getränken in Geschäften, an Automaten oder durch fliegende Händler verboten. Verstöße sollen mit Geldbußen von bis zu 3.000 Euro bestraft werden. Weitere sogenannte „Interventionszonen" sind unter anderem am Paseo Marítimo, rund um die Plaça Gomila und im El Terreno-Viertel geplant.

Nachdem das balearische Verwaltungsgericht gerade erst im Februar die „Benimm-Regeln", die von Palmas konservativer Vorgängerregierung eingeführte „Verordnung für zivilisiertes Miteinander", außer Kraft gesetzt hatte, geht es den Partyurlaubern auf Mallorca nun erneut an den Kragen - und der Aufschrei scheint programmiert. „Wir wollen das Feiern nicht verbieten", versuchte Tourismusminister Barceló denn auch gleich zu beschwichtigen. In all den Bars und Diskotheken sei das weiterhin uneingeschränkt möglich. Nur auf der Straße und am Strand müsse es künftig eben gesitteter zugehen - damit sich auch Familien und ruhesuchende Urlauber wohl fühlen. Mit ein bisschen gesunden Menschenverstand verstehe sich das doch eigentlich alles von selbst.

Weniger in Erklärungsnot wirkten da die rund um den Messestand der Balearen versammelten Rathausvertreter, allen voran Bürgermeister José Hila (PSOE). Warum auch all der Aufruhr? Die Regelung ist schließlich alles andere als neu. Sie stamme aus dem Jahr 2010 und wurde damals zunächst am Paseo Marítimo angewandt, erklärt Hila. Dort tummelten sich früher an den Wochenenden bis zu 5.000 Personen zum Vorglühen vor den Bars und Clubs. „Meist hat es gereicht, dass die Polizei die Leute aufforderte zu verschwinden und auf die sonst drohenden Strafen hinwies", berichtet der Bürgermeister.

Ob nun an der Playa de Palma ebenso hart durchgegriffen werde, muss sich aber offenbar erst noch zeigen. Erstmal stehe nun eine groß angelegte Info-Kampagne mit Flyern, aber auch in den Hotels auf dem Programm, erklärte ein Sprecher der Stadtverwaltung. Voraussichtlich ab April könnten dann die ersten Geldbußen verhängt werden. Tourismusstadträtin Joana Maria Adrover betonte indes, dass es zu keinem Zeitpunkt eine Gesetzeslücke gegeben habe. „Theoretisch sind Trinkgelage auf der Straße schon lange verboten." Egal ob an der Strandpromenade rund um den Ballermann oder in der Innenstadt.