Anders als vielfach erwartet, haben die Briten am Donnerstag (23.6.) nicht mit dem von dem deutschen Immobilienunternehmer Lutz Minkner erhofften „kühlem Kopf und Verstand" abgestimmt. Das wird nun auch Auswirkungen auf den Markt auf Mallorca haben.

Schon vor dem Referendum hätten sich britische Kunden im ersten Halbjahr 2016 äußerst zögerlich gezeigt, so der auf den Südwesten der Insel spezialisierte Immobilienunternehmer. „Im Gegensatz zum deutschsprachigen Publikum, bei dem wir bei den Kaufabschlüssen einen Zuwachs von 30 Prozent verbuchen konnten, war das Verhalten der Briten im Hinblick auf die Brexit-Entscheidung abwartend." Nur im High-End-Segment sei die Kauflaune ungetrübt gewesen, da dieser Kundenkreis zum einen spekulativ agiere, zum anderen rezessionsresistent se. „Die können auch hohe Verluste leicht wegstecken."

Eine ganz ähnliche Beo­b­achtung hat Heidi Stadler, die Geschäftsführerin von First Mallorca, gemacht. Der ungewisse Ausgang des Brexit-Referendums habe sich allein im Bereich der klein- und mittelständischen Investitionen bemerkbar gemacht. Britische Großinvestoren hingegen lasse es kalt, ob das Vereinigte Königreich nun weiterhin Teil der EU ist oder nicht. „Diese Kunden verfügen ohnehin über Dollar oder andere Währungen", sagt Stadler. Sie seien somit nicht von einer möglichen Abwertung des Pfunds betroffen.

Auch Alejandra Vanoli hat in den vergangenen Wochen einen leichten Rückgang seitens britischer Kaufinteressenten bemerkt. Doch das müsse nichts heißen, der Immobilienmarkt sei nun mal sehr unbeständig, da gebe es stets Auf und Abs. „In diesem Fall kann das aber auch eher mit den spanischen Wahlen vom kommenden Sonntag als mit dem Brexit zusammenhängen", vermutet Vanoli.

Alarm geschlagen hat angesichts des drohenden Brexits dieser Tage auch Mallorcas Handelskammer. Ein Austritt Großbritanniens aus der EU würde Kammerpräsident José Luis Roses zufolge rund 200 Inselunternehmer betreffen, die Waren ins Vereinigte Königreich exportieren - darunter Olivenöl, Kartoffeln, Wein oder Schuhe. Ebenfalls besorgt zeigte sich die Tourismusbranche, da eine Abwertung des Pfunds zur Folge haben könnte, dass sich Mallorca-Reisen für Briten deutlich verteuern und die Zahl der britischen Urlauber deshalb zwangsläufig zurückgehen würde. sts/ck