Die Geschichte der schwedischen Schule in Palma ist eigentlich eine Erfolgsstory: Lange Zeit war die vor knapp 50 Jahren gegründete „Svenska Skolan" im Terreno-Viertel eine Zwergschule, selbst 2003, als der heutige Direktor Stefan Sand­qvist das Ruder übernahm, lag die Schülerzahl noch unter 30. Doch seit Mallorca und vor allem die angesagten Ecken der Inselhauptstadt bei den Schweden immer beliebter werden, boomt die Schule regelrecht. Im vergangenen Schuljahr wurden dort 169 Kinder - verteilt auf Vor-, Grund- und Sekundarschule - unterrichtet.

„Das ist die einzige Sache, die wir falsch gemacht haben", sagt Schulleiter Sandqvist etwas geknickt. Denn für das unter Denkmalschutz stehende Schulgebäude in der Villa Schembri hatte man bisher nur eine Genehmigung für bis zu 140 Schüler. Weil es außerdem aus allen Nähten platzte, wurden bereits im Schuljahr 2014/15 einige Klassenräume, unter anderem für den Kunstunterricht, in ein nahe gelegenes Gebäude in der selben Straße ausgelagert.

Allerdings hatten Sandqvist und der Schulträger, ein gemeinnütziger Schulverein, hierfür zunächst nur eine erweiterte Betriebserlaubnis bei der Stadt Palma beantragt, die auch bewilligt wurde. Um die ebenfalls erforderliche Schulerlaubnis aus dem balearischen Kultusministerium wollte man sich im Anschluss kümmern. „Weil wir dachten, das muss in dieser Reihenfolge geschehen, das war allerdings ein Missverständnis", erklärt Sandqvist.

Doch so weit kam es gar nicht mehr. Im März hatten sich einige Eltern ans Ministerium gewandt und diverse Unregelmäßigkeiten angezeigt - darunter die Überschreitung der maximal zulässigen Schülerzahl. Das Kultusministerium wies die Schulleitung daraufhin auf den Missstand hin, entdeckte aber gleich noch eine weitere Ungereimtheit: An der Schule waren sechs spanische Kinder eingeschrieben, die dort eigentlich gar nicht unterrichtet werden dürften, da die „Svenska Skolan" gemäß der schulrechtlichen Bestimmungen auf den Balearen nur als ausländische Schule genehmigt ist und die Auflagen des hiesigen Schulwesens - etwa ein Minimum an Katalanischunterricht - nicht erfüllt.

„Die betroffenen Kinder haben zwar familiäre Verbindungen zu Schweden, aber keinen schwedischen Pass", erklärt Sandqvist. Dass sie gar nicht auf seine Schule hätten gehen dürfen, sei ihm nicht bewusst gewesen - zumal das Kultusministerium erst vergangenes Jahr nach einer Inspektion bestätigt habe, dass an der „Svenska Skolan" alles mit rechten Dingen zugehe. Inzwischen wurden die betroffenen Kinder von der Schule genommen.

Erledigt ist die Sache damit aber längst nicht. Einige Eltern hatten zudem Anzeige bei der Nationalpolizei erstattet - wegen des angeblich zwielichtigen Finanzmanagements der Schule. Konkret beschuldigt wird der ehemalige Vorsitzende des Schulvereins, der schwedische Unternehmer Mikael Landström, dem unter anderem das Hotel Portixol und der Mallorca Tennis Club in Palma gehören und der seit 2009 Eigentümer der Villa Schembri ist. Als der frühere Besitzer das Gebäude 2008 zum Verkauf stellte, hatte Landström es für 1,5 Millionen Euro erworben. „Um die Schule zu retten, nicht um Geschäfte zu machen", sagte der Unternehmer kürzlich gegenüber der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca" .

Im Anschluss wurde zwischen Landström und dem Schulverein ein Mietvertrag unterzeichnet. Im darin vereinbarten Mietpreis war zudem der Bustransport von bis zu 90 Schülern zur Sportanlage Príncipes de España im Gewerbegebiet Son Castelló enthalten. Sollte die Schülerzahl über 90 steigen, sollten pro Schüler und Jahr 600 Euro extra fällig werden.

Die Anschuldigungen der Anzeigeerstatter, die Miete sei in den vergangenen Jahren exorbitant erhöht worden und Landström habe sich daran bereichert, weisen sowohl Sandqvist als auch der neue Vorsitzende des Schulvereins, Fredrik Norrbin, zurück. Schließlich sei es nur logisch, dass die Zahlungen bei steigenden Schülerzahlen höher ausfielen. Zudem würden die Anzeigeerstatter mit falschen Zahlen hantieren - beim von ihnen genannten Betrag von gut 50.000 Euro im Schuljahr 2008/09, der sich bis 2015/16 angeblich fast vervierfacht hatte, handelte es sich Sandqvist zufolge nur um die Miete für ein halbes Jahr.

Auch die Vorwürfe, Landström habe etwa für das Schulessen auf dieselben Lieferanten zurückgegriffen, die auch seine Hotels belieferten, hält Sandqvist für haltlos. Damit habe man neben günstigeren Preisen auch hervorragende Qualität garantiert bekommen. Was manch einer als korrupt bezeichnete, sei rein zum Wohle der Schule gewesen.

Um nicht weiter unter Beschuss zu geraten, hat die Schule inzwischen beschlossen, im kommenden Schuljahr maximal 140 Schüler aufzunehmen - obwohl die Nachfrage riesig ist und mehr als 100 Kinder auf der Warteliste stehen. „Für viele schwedische Familien ist diese Schule ausschlaggebend für einen Umzug nach Mallorca", sagt Sandqvist.

Auch um eine spanische Schullizenz will man sich vorerst nicht bemühen - auch wenn es durchaus ein Mehrwert für die „Svenska Skolan" sei, wenn künftig auch mallorquinische Kinder in den Klassenzimmern säßen. „Aber das scheint bürokratisch sehr kompliziert", sagt Sandqvist, dessen Tage als Schulleiter außerdem bald gezählt sind. Ende Juli verabschiedet er sich in den Ruhestand - nicht wegen der Anfeindungen und Anzeigen, sagt er. „Das war schon lange so geplant, auch wenn es viele nun wie einen Rücktritt sehen wollen."