Nur auf den ersten Blick ist es an diesem Samstag (6.8.) ein Sommertag wie jeder andere an der Playa de Muro im Nordosten der Insel. Der Strand ist besonders bei Familien beliebt, da hier das Wasser nur langsam tiefer wird und Kinder deswegen sehr gut baden und spielen können.

Heute allerdings wagt sich kaum jemand weiter hinaus aufs Meer, hohe Wellen und gelbe Fahnen signalisieren Gefahren - und die tauchen manchmal wie aus dem Nichts auf. Eine Rettungsschwimmerin und mehrere Urlauber stürzen sich ins Wasser, in einiger Entfernung sind mehrere Arme in den Wellen zu erkennen, die zeigen: Wir brauchen Hilfe.

Wind und Wasser haben hier, in Nähe des Rettungsschwimmerturmes Nummer 4, in einem schmalen, nicht einmal 50 Meter breiten Abschnitt des Meeres zu einer ablandigen Strömung, einer sogenannten Unterströmung, geführt. Wer hier hineingerät, hat es schwer, aus eigener Kraft wieder an Land zu schwimmen, zu stark sind die auftretenden Kräfte der Natur.

Vom Strand aus beobachten zahlreiche Zuschauer das Geschehen. Sie sehen mehrere aufmerksame Badegäste und eine Rettungs­schwimmerin, die Schlimmeres verhindern und zwei Frauen und zwei kleine Mädchen sicher zum Strand bringen. Sie waren etwa 100 Meter hinaus aufs Meer geschwommen - und schafften es aus eigener Kraft nicht wieder zurück.

Die beiden Männer, ein Deutscher und ein Spanier, greifen sich zuerst die beiden Kinder und halten sie an den ausgestreckten Armen fest, bis sie seichteres Wasser erreichen. Währenddessen krault die Profi-Retterin auf die beiden Frauen zu, die immer noch mit den Armen um Hilfe winken. Links und rechts an der Roten Rettungsboje der socorrista können sich die erschöpften Schwimmerinnen festhalten. Mit dem Gewicht kommt auch die Rettungsschwimmerin allein nicht mehr an den Strand. Erst als sich einer der beiden Männer erneut ins Wasser stürzt und sie unterstützt, schwimmt die Gruppe langsam in die Sicherheit des Ufers.

Jetzt erreicht auch die von der socorrista angeforderte Verstärkung den Strandabschnitt. Die Rettungsschwimmer kommen durch den Sand gelaufen, hängen sich die Sicherungsgurte ihrer Bojen um den Hals, um sofort helfen zu können. Eingreifen müssen sie glücklicherweise nicht mehr, die vier Frauen sind zwar ­entkräftet, aber sichtlich glücklich und dankbar in Sicherheit und ruhen sich auf bunten Handtüchern aus.

Viele Strandbesucher sind mittlerweile auf die Situation aufmerksam geworden. Einige zeigen auf die in Sichtweite wehende gelbe Fahne, andere rufen ihre spielenden Kinder aus dem Wasser aus Sorge, sie könnten ebenfalls in die Strömung geraten. Nur Minuten später wieder Aufregung: Diesmal sind es zwei Männer, die hinausschwimmen und die ebenfalls in die Strömung geraten. Wieder ist es die Rettungs­schwimmerin, die Schlimmeres verhindert, obwohl sie selbst mit der Strömung zu kämpfen hat.

Die Konsequenz: Der Strand­abschnitt wird für diesen Tag gesperrt, ein zusätzliches Schild weist auf die Gefahren der Strömung hin. Und die Rettungsschwimmerin rät den umstehenden Urlaubern: „Bleiben Sie in der Nähe des Strands, dort, wo Sie noch auf Ihren Füßen sicher stehen können." Und vor allem im Ernstfall: „Nicht in Panik geraten, Kräfte sparen und um Hilfe rufen."

Dieser Ernstfall tritt zumindest an diesem Samstag an der Playa de Muro nicht noch einmal ein. Die tückische Strömung bringt niemanden mehr in Gefahr, die Badegäste, unter ihnen viele Urlauber, weichen auf andere Strand­abschnitte aus und meiden die gerade einmal etwa 50 betroffenen Meter, auf die vor allem die Rettungsschwimmerin von Turm 4 in den kommenden Stunden ein besonders wachsames Auge hat.