Er galt als der mächtigste Konservative auf Mallorca. Nun muss José María Rodríguez vor Gericht. Untersuchungsrichter Manuel Penalva überreichte dem zurückgetretenen PP-Chef von Palma am Freitag (8.7.) die Vorladung. Am 22. August soll er als Beschuldigter im Korruptionsfall der Ortspolizei Palma aussagen.

Ein Anzeichen dafür, zu welchen Dimensionen der Fall heranwächst, ist das neue Schlagwort für den Skandal bei den spanischen Medien. War bislang lapidar vom "Korruptionsskandal bei der Polizei" die Rede, schreiben die Zeitungen nach den weiteren Enthüllungen inzwischen von einer "Polizei-Mafia".

Und das womöglich mit Recht: Nach den ersten Schlagzeilen über mutmaßlich korrupte Ortspolizisten, die Schmiergelder von Nachtclub-Besitzern angenommen haben sollen, um deren Etablissements bei Polizeikontrollen zu bevorzugen, wurden in den vergangenen Tagen die vermutlich wahren Ausmaße des Falls deutlich.

Einflussreiche Politiker wie Rodríguez sollen bei der "Polizei-Mafia" über Jahre die Strippen gezogen haben. Durch manipulierte Ausschreibungen stiegen nur gefügige Handlanger in Schlüsselpositionen bei Polizei und Stadtverwaltung auf. Als Gegenleistung erhielten die Hintermänner in den Nachtclubs Geld, Drogen und Sex.

Kein Wunder, dass bei der konservativen Partei die Fetzen fliegen. Der Übergangs-Chef der PP auf den Balearen, Miquel Vidal, holte sich am Freitag Rückendeckung in der Parteizentrale in Madrid. Er möchte ehemalige Gefolgsleute von Rodríguez aus den Ämtern hebeln. Stattdessen sollen Politiker ans Ruder, die bislang als kritischer Flügel oder als Regionalisten innerhalb der PP bekannt waren. Biel Company könnte die Führung übernehmen, heißt es, die Bürgermeister aus Campos und Santanyí sollen als Generalsekretär und Sprecher der Regionalpartei einspringen.

In der kommenden Woche will der für die nationale Organisation der Konservativen zuständige Sekretär Fernando Martínez Maillo aus Madrid anreisen, um in Palma persönlich nach dem Rechten und Unrechten zu schauen. Gerade in den festgefahrenen Koalitionsverhandlungen nach der wiederholten Parlamentswahl will die krisengeschüttelte PP von einem weiteren Korruptionsskandal nichts - oder möglichst wenig - hören. /tg