Die frühere Inselratspräsidentin Maria Antònia Munar ist in ihrem vierten Korruptionsprozess schuldig gesprochen worden. Dieses Urteil haben die Geschworenen am Donnerstag (6.10.) im Fall "Can Domenge" einstimmig gefällt. Dabei erkannten sie keinerlei strafmildernde Umstände an und kritisierten, dass Munar in dem am Montag begonnenen Prozess den Großteil der Fragen des Staatsanwalts nicht beantwortet hatte. Auch die weiteren Angeklagten wurden für schuldig befunden. Über das Strafmaß muss nun noch in den kommenden Tagen der vorsitzende Richter entscheiden.

Worum ging es in diesem Prozess? Um insgesamt vier Millionen Euro Schmiergeld, die überwiesen wurden. Can Domenge, das ist der Name eines Baugrundstücks in Palmas Norden, das der Inselrat 2004 in einer manipulierten Ausschreibung unter Wert der Baufirma Sacresa zuschanzte - ein konkurrierender Bewerber hatte mit 60 Millionen Euro doppelt so viel für das Projekt geboten. Entstehen sollte auf dem Grundstück eine Luxussiedlung des französischen Architekten Jean Nouvel.

„Ich gestehe, dass es Korruption gab, und es tut mir sehr leid", so Munar am Montag. Wie der Deal zustande kam und um welche Beträge es dabei ging, dazu wollte sie bei der Befragung durch Staatsanwalt Juan Carrau nichts sagen. Nach Aussage von Roman Sanahúja, dem Chef von Sacresa, waren es zwei Überweisungen, wobei ein Teil der 4 Millionen Euro den beteiligten UM-Politikern zukommen und ein Teil in die Parteikasse fließen sollte. Die Rede ist von 400.000 Euro für Munar.

Bis kurz vor Prozessbeginn hatten Munars Anwalt und die Staatsanwaltschaft über einen Deal verhandelt - Schuldeingeständnis gegen Strafminderung. Er kam jedoch nicht zustande. Die Ex-Politikerin aus Costitx hatte erst nach zwei verlorenen Korruptionsprozessen ihre Strategie des Leugnens aufgegeben und behält Details weiter für sich. Sie wurde von praktisch allen früheren Parteifreunden und verwickelten Unternehmern belastet. Und auch mit der Schadenswiedergutmachung klappte es nicht. Die 150.000 Euro, die sie „aus dem Familienvermögen" zusammenkratzte und dem Gericht übergab, stehen einer geforderten Geldstrafe von 7 Millionen Euro gegenüber.

Ganz nebenbei kamen in dem Prozess Details über das Innenleben der Unió Mallorquina ans Licht, einer Partei, die über viele Jahre als Zünglein an der Waage über Regierungskoalitionen auf den Balearen entschied. Zum ersten Mal räumten die Angeklagten die Existenz einer schwarzen Kasse ein. Munar habe in ihrer Zeit an der Spitze des Inselrats die Zügel fest in der Hand gehabt, keine Entscheidung fiel ohne sie. „Ich habe nichts gemacht, ohne Munar vorab zu informieren", so der Mitangeklagte und frühere Vizepräsident des Inselrats, Miquel Nadal. „Ich unterrichtete sie auch darüber, mit wem ich essen ging, und bat sie immer um Erlaubnis." Die Entscheidung, Schmiergelder für Can Domenge einzufordern, sei gemeinschaftlich in der Parteispitze getroffen worden, sagte Bartomeu Vicens aus, der als Baudezernent im Inselrat für Mallorcas Raumordnungsplan verantwortlich war.

Die meisten Details hatte der Angeklagte Miquel Llinás offengelegt, Parteimitglied aus Campos. Er hatte laut seiner Aussage als Kurier gedient und mehrfach verpackte Umschläge abgeholt, einmal in einer Bar in Pont d´Inca, einmal in einem Lokal am Paseo Marítimo. Dafür erhielt er 35.000 Euro als Lohn und einen Markenfüllfederhalter als Geschenk.