Ein weiterer Polizeiskandal erschüttert Mallorca. Diesmal geht es um die paramilitärisch organisierte Einheit der Guardia Civil. Oberst Jaume Barceló, aktueller Balearen-Chef der Guardia Civil, stehe im Verdacht, körperliche Gewalt gegen festgenommene Personen geduldet, gerechtfertigt, propagiert und womöglich selbst ausgeübt zu haben. Darüber berichtet die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" am Donnerstag (3.11.). Die nationale Führung der Guardia Civil habe ein entsprechendes Disziplinarverfahren gegen den Balearen-Chef eingeleitet.

Ein wichtiges Indiz bei den Ermittlungen ist eine Tonaufnahme aus dem Jahr 2011, die "Diario de Mallorca" online veröffentlicht hatte. Darin hört man eine Stimme - mutmaßlich die von Barceló, damals Vize-Chef auf den Balearen -, wie sie sich innerhalb der Guardia-Civil-Kaserne in Palma zum Thema Gewaltanwendung äußert: "Wer schon ein bisschen in dieser Guardia Civil gearbeitet hat und niemals eine Ohrfeige ausgeteilt hat, hat wenig gearbeitet. Denn das haben wir alle schon einmal getan. Wenn ein Typ einen Beamten der Guardia Civil schlägt, erhält er erstmal ein paar Schläge, auch heute noch. Und danach sehen wir weiter, danach schreiben wir auf, was wir aufschreiben müssen, und machen, was wir zu tun haben. Denn ein paar Ohrfeigen und einen Schlag haben wir alle schon ausgeteilt. Ich, so ..."

Die mutmaßliche Äußerung von Barceló fand anscheinend zu einem Zeitpunkt statt, zu dem Kollegen des damaligen Vize-Chefs wegen mutmaßlicher Folter vor Gericht standen. Die Tonbandaufnahme wird dahingehend interpretiert, dass Barceló sich mit den Aussagen hinter seine Kollegen stellen wollte. /tg