Abgestellte Strandduschen und Tankwagen mit Trinkwasser für Tramuntana-Gemeinden auf Mallorca sind passé. Doch auch wenn es seit dem Sommer ab und zu geregnet hat, behält das balearische Umweltministerium in weiten Teilen der Insel die Warnstufe wegen Trockenheit bei. Nur bei 44 Prozent liegt der durchschnittliche Pegel der Trinkwasserreserven - das sind 14 Prozentpunkte weniger als vergangenes Jahr. Juana Maria Garau, Leiterin des balearischen Wasserwirtschaftsamts, gibt am Telefon Auskunft über den Stand der Dinge.

Wie viele Tage am Stück müsste es regnen, um das Niederschlagsdefizit auszugleichen?

Die durchschnittliche Regenmenge auf Mallorca pro Jahr liegt bei rund 600 Litern pro Quadratmeter. Für diesen Wert fehlen uns bislang noch 40 Prozent - nach einem Defizit im vergangenen Jahr von gleicher Größenordnung. Wollen wir also auch noch das vergangene Jahr aufholen, bräuchten wir noch an die 500 Liter Niederschlag bis Ende des Jahres. Wenn an einem normalen Regentag sagen wir mal 20 Liter ­herunterkommen, können Sie sich ausrechnen, wie lange es theoretisch am Stück regnen müsste: 25 Tage.

Welche Gegenden machen Ihnen am meisten Sorgen?

Die Wasserreserven sind am geringsten in der Inselmitte, im Großraum Palma und Südwesten und auch im Norden. Auch auf Ibiza ist es nach wie vor zu trocken.

Zumindest ist jetzt der Verbrauch durch die Urlauber stark zurückgegangen.

Ja, allerdings haben wir dieses Jahr eine stärkere Nebensaison. Letztendlich zählt bei den Grundwasserreserven die Gesamtzahl der Urlauber, egal, wann sie kommen.

Hat die Kampagne zum Wassersparen in den Hotels Früchte getragen?

Ich habe keine Zahlen für die Hotels vorliegen. Wir haben aber die Anstrengungen zum Wassersparen deutlich gemerkt, die es in vielen Bereichen gab. Nach einem starken Anstieg im Mai nahm der Verbrauch im Hochsommer weniger stark zu als befürchtet, er hat sich stabilisiert, trotz der großen Zahl der Besucher. Da hat die Kampagne sicherlich mit dazu beigetragen.

Und merken Sie schon etwas von den Anstrengungen der Gemeinden, die zahlreichen Lecks zu flicken? Bislang versickern schließlich 26 Prozent des Wassers €

Das wird sich sicherlich in der Statistik für dieses Jahr niederschlagen. Da ist durchaus viel passiert, ich bekomme ständig Meldungen aus den Rathäusern, wenn beispielsweise das Wasser für Reparaturen abgestellt werden muss.

Werden die Entsalzungsanlagen in Palma, Port d´Alcúdia und Camp de Mar das ganze Winterhalbjahr über in Betrieb bleiben?

Das ist zumindest unser Ziel. Voraussetzung ist, dass die angeschlossenen Gemeinden weiterhin das entsalzte Wasser einkaufen. Aber man wird sehen, ob in Palma alle neun Produktionslinien in Betrieb bleiben. Wir haben den Vorteil, dass wir das entsalzte Wasser ins Grundwasserreservoir von s´Estremera einfüllen und dieses als natürlichen Speicher nutzen können.

Könnten die Entsalzungsanlagen den bisherigen Niederschlagsmangel ausgleichen, wenn sie weiterhin am Limit laufen?

Das kommt darauf an. Wenn es regnet und gleichzeitig die Anlagen in Betrieb sind, können die Pegel wieder steigen. Die Entsalzungsanlagen allein reichen nicht aus, wir sind auf ausreichend Niederschläge angewiesen. Wir stehen vor dem Problem, dass mehr als die Hälfte der Grundwasservorkommen auf den Balearen bislang über Gebühr angezapft worden sind.

Merken Sie, dass die Anstrengungen zum Sparen vielerorts wieder nachlassen, nachdem die Situation weniger akut ist?

Sicherlich, nach ein paar Tropfen Regen ist wieder alles vergessen. Wir haben aber weiterhin Warnstufen auf den Balearen aktiviert. Daran werden wir beständig mit aktualisierten Daten erinnern.

Welche Investitionen in die Infrastruktur sind geplant?

Wir wollen in dieser Legislatur­periode das inselweite Leitungsnetz Richtung Osten ausbauen. Die Genehmigungen liegen bereits vor, um bis Petra zu gelangen oder vielleicht sogar bis Manacor. In dieser Hinsicht hoffen wir auf Mittel aus den Einnahmen aus der Touristensteuer. Der Bereich Wasser wird ein Schwerpunkt bei der Verwendung dieser Mittel sein.

Wie steht es um das Verfahren gegen den Golfplatz von Andratx wegen mutmaßlich illegaler Grundwasserentnahme?

Es geht seinen Gang. Das ist eine langwierige Angelegenheit, das kann bis zu einem Jahr dauern.

Waren Sie überrascht von den Unregelmäßigkeiten bei den Kontrollen auf den Golfplätzen?

Und wie! Die Plätze haben alle Genehmigungen für die Bewässerung mit geklärtem Wasser vorliegen und in dessen Aufbereitung investiert. Dass stattdessen offenbar Grundwasser benutzt wurde, hätte ich nun wirklich nicht erwartet.

Wie weit sind Sie mit dem angekündigten Landesgesetz für Notfallmaßnahmen gegen die ­Trockenheit (Ley de Sequía), das es bislang nicht gibt?

Wir haben inzwischen unsere Datenbanken über die Wasservorkommen und den Verbrauch aktua­lisiert. Anfang kommenden Jahres haben wir dann hoffentlich einen ersten Gesetzentwurf vorliegen, diesen bereiten wir gleichzeitig mit einem neuen Wasserwirtschaftsplan für die Balearen vor. Verabschiedet werden könnte das Gesetz dann im Jahr 2018.

Wenn die Trockenheit dann womöglich überstanden ist €

Bis dahin hat sich die Situation hoffentlich normalisiert. Das Gesetz wird aber Entscheidungen bei künftigen Trockenheitsphasen erleichtern, es eröffnet uns mehr Handlungsmöglichkeiten. Das ist vor allem eine verwaltungstechnische Frage. Bislang haben wir das Glück, dass alle auf freiwilliger Basis kooperiert haben. Die Warnstufen haben schließlich reinen Informationscharakter.