Obwohl sich die chaotischen Zustände vom Montag langsam normalisieren, tobt das Unwetter auf Mallorca weiter. Am Dienstag (20.12.) fielen in Teilen des Tramuntana-Gebirges bis zu 200 Liter pro Quadratmeter. Der Wind traf mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern auf die Nordküste. Dabei fielen mehrere Bäume um und behinderten den Straßenverkehr.

Auch am Mittwoch (21.12.) gilt für den Norden der Insel Warnstufe Orange wegen heftiger Regenfälle und Wellen von über vier Metern Höhe. Wegen starker Windböhen gilt für die gesamte Insel Mallorca Warnstufe Gelb.

Gelb, Orange, Rot: Das bedeuten die Warnstufen des Wetteramts

Im Süden der Insel hat sich die Lage nach dem extremen Gewitterregen am Montag entspannt. Die Überschwemmungen gehen langsam zurück, die meisten Landstraßen sind wieder geöffnet. Am Mittwoch blieben die Landstraßen zwischen Campos und Colònia de Sant Jordi sowie das kleine Straßenstück zwischen Pina un Montuïri wegen Überflutung und Straßenschäden gesperrt.

Obwohl es noch keine Schätzungen zu den materiellen Schäden durch das Unwetter gibt, werden die ersten Beschwerden über das Versagen der Behörden laut. Wie am Dienstag bekannt wurde, hatte sich die Gemeinde Campos bereit im September an die Landesregierung gewandt, um auf die schlechte Situation der Sturzbäche - der sogenannten "torrentes" - hinzuweisen. Schriftlich habe man dringend darum gebeten, die Sturzbäche zu säubern, um bei den vorhersehbaren Herbst-Unwettern Überschwemmungen zu vermeiden.

Am Montag waren mindestens zehn von diesen Sturzbächen über die Ufer getreten und führten so zur Überschwemmung der Orte Campos und Porreres, die rund zehn Stunden lang von der Außenwelt abgeschnitten waren. Die Landwirte - die sich ursprünglich über den Regen freuten - sorgen sich nun um Ernteeinbußen. "Wenn die Sturzbäche gereinigt worden wären, wäre es zu diesen Extremen nicht gekommen", erklärte Jordi Llabrés im Namen des örtlichen Bauernverbands. Durch die Überschwemmungen auf den Feldern seien bis zu 30 Prozent der Ernte in Gefahr.

Fotogalerie: So tobte das Unwetter über Mallorca

Die Landesregierung bestätigte, von der schriftlichen Bitte des Rathauses Campos gewusst zu haben. "Wir hatten mehrere Maßnahmen geplant, die sich aus technischen Gründen verzögerten", erklärte Wasseramtsleiterin Joana Maria Garau. Dabei verwies sie auch darauf, dass die Sturzbäche im Süden der Insel unter der Vorgängerregierung komplett vernachlässigt worden seien. Deswegen habe man ein Programm mit einem Etat von 68.000 Euro aufgelegt und wolle mit den Arbeiten im Januar und Februar 2017 beginnen. Insgesamt investiere man auf der Insel 273.600 Euro, um die "torrentes" zu säubern. /tg