Rund 600.000 Euro soll Fernando Blanco, der Vater des an der seltenen Trichothiodystrophie erkrankten Mädchens Nadia Nerea für andere Zwecke ausgegeben haben. Deshalb hat ihn ein Richter am Freitag (9.12.) ohne Möglichkeit auf Kaution ins Gefängnis geschickt. Die Mutter wurde gegen Auflagen freigelassen und reiste zusammen mit der elfjährigen Tochter am Sonntag (11.12.) nach Mallorca. Das Sorgerecht wurde der Mutter allerdings entzogen. Seit Sonntag lebt Nadia bei ihrer Tante in der Nähe von Santa Maria. Die Eltern von Nadia waren am Mittwoch (7.12.) festgenommen worden, nachdem sich der Verdacht erhärtet hatte, dass die beiden einen hohen Betrag an Spendengeldern zweckentfremdet haben.

Die Untersuchungen ergaben, dass auf den Konten für die Behandlung von Nadia Nerea insgesamt seit Beginn einer Solidaritätskampagne im Jahr 2008 rund 918.000 Euro eingelaufen waren. 600.000 Euro davon haben die Eltern bislang für allerlei Dinge ausgegeben - das Wenigste davon aber für eine tatsächliche Behandlung ihrer Tochter. Stattdessen fand sich eine Überweisung von 24.500 Euro an ein Autohaus. Auch die Miete ihres Hauses in einem Pyrenäendorf bei Lleida von jährlich etwa 9.800 Euro hat die Familie, die zuvor mehrere Jahre in Biniali in der Gemeinde Binissalem wohnte, von dem Geld beglichen.

Bei einer Hausdurchsuchung fanden Ermittler unter anderem über 30 teure Uhren im Wert von 50.000 Euro, hochwertige Fernseher und Computer sowie einen hohen Geldbetrag. Auch Marihuana wurde entdeckt. Der Vater trug bei seiner Festnahme ebenfalls einen vierstelligen Geldbetrag bei sich sowie eine Schreckschusspistole und Munition. Inzwischen wurde auch bekannt, dass es offenbar Fluchtpläne der Familie gegeben hatte. Aus abgehörten Telefonaten geht hervor, dass der Vater in Kürze geplant hatte, Spanien zu verlassen.

Die Familie hatte seit acht Jahren für Nadia Nerea Spenden erbeten und dafür zahlreiche prominente Unterstützer gewonnen. Der Vater hatte stets das Schicksal von Nadia übertrieben dargestellt und von wichtigen Operationen in Houston gesprochen, die allerdings nie stattfanden. Der Betrug kam nach einer neuerlichen Veröffentlichung in der Zeitung "El Mundo" in der vergangenen Woche ans Licht. Mehrere Internetblogs und die Zeitung "El País" griffen den Bericht auf und stellten Nachforschungen an. Da fiel das Kartenhaus von Fernando Blanco in sich zusammen. /jk