Mallorca ist bekanntlich kein schlechter Standort für betrügerische Deutsche. Die Liste von Fällen ist lang und reicht von falschen Ärzten über Finanz­betrüger bis hin zu scheinbar engagierten Deutschen, die vorgaben, sich für wohltätige Zwecke einzusetzen, das eingenommene Geld dann aber in die eigene Tasche schaufelten.

In einem aktuellen Fall hat wohl ein Deutscher mit echten Hin­guckern leichtgläubige Landsleute hintergangen: mit einem tiefblauen Porsche 911 Boxster, einem weißen Porsche Cayenne, einem bronzefarbenen BMW Z4-Cabrio­let sowie einem Jeep Wrangler. Diese PS-starken Gefährte stehen allesamt auf der Insel. Zwei davon befinden sich in einem Autohaus in einem Gewerbegebiet in Palma, wo sie nach MZ-Recherchen Mitte Dezember noch zum Verkauf angeboten wurden. Dahinter steckt der windige Geschäftsmann Marco Lell (Name geändert).

Ein Rentner aus der Nähe von Potsdam, nennen wir ihn hier Heinz Postler, war im November an die MZ herangetreten. Er und seine Frau hätten im Urlaub auf Mallorca im vergangenen Januar ein Pärchen aus Erfurt kennengelernt, das im Hotelzimmer neben ihnen an der Playa de Palma untergekommen war: Marco Lell und eine Begleiterin. Man habe sich gleich bestens verstanden und angefreundet. Auch Ausflüge über die Insel habe man gemeinsam gemacht. Im August habe Lell sie dann sogar daheim in Brandenburg besucht.

Man hielt weiter Kontakt, bis Lell - der verschiedenen Quellen zufolge in Deutschland Hartz IV bezieht - eines Tages im Herbst anrief. Er versuche, sich auf Mallorca ein Standbein mit dem Handel von Autos aufzubauen, sagte er, und befinde sich gerade auf einer Deutschland-Tour durch verschiedene Autohäuser, um mehrere Fahrzeuge für den Weiterverkauf auf Mallorca zu beschaffen. Auf der Insel gebe es bereits Interessenten. Allerdings sei ihm das Geld ausgegangen, weswegen er bei Postler anfrage, ob er nicht als Zwischenfinanzierer mit

20.000 Euro einspringen könnte. Der Brandenburger Rentner zur MZ: „Zuerst habe ich natürlich verneint, auch wenn seine Erzählungen sehr stimmig klangen. Alles, was er über seine Person erzählte, war nachweislich richtig."

Angeblich, so Lell weiter, gebe es eine Bestellung von der Insel für einen blauen Porsche 911 Boxster, der in einer Kleinstadt in Brandenburg zum Verkauf stand. Der Rentner zögerte. Lell gab ihm die Kontonummer eines früheren Bürgermeisters und jetzigen Stadtverordneten aus Bad Lobenstein, auf die er das Geld überweisen könne, sollte er sich doch überzeugen lassen. Der Brandenburger prüfte die Angaben nach - sie stimmten mit dem Konto des Politikers überein. Also schloss er mit Lell einen schriftlichen Darlehensvertrag über 20.200 Euro ab. Mit dem Geld habe Lell den blauen Porsche Boxster gekauft.

Der Plan sei gewesen, den Wagen gemeinsam auf die Insel zu überführen, wo Postler sein Geld von dem potenziellen Käufer zurückgezahlt bekommen sollte. Zum verabredeten Zeitpunkt aber erschien Lell nicht. „Einige Zeit später schickte er mir ein Foto von sich und dem Porsche auf der Fähre nach Mallorca. Da schwante mir Übles."

Postler begann nachzuforschen und stieß auf weitere Geschädigte, denen es ähnlich ergangen ist und die den Porsche Cayenne, den Z4 und den Jeep finanziert haben sollen. Außerdem erkannte Postler auf einem Foto, das ihm Lell geschickt hatte, das Logo des Autohauses in Palma, in dem die Porsche-Modelle derzeit im Schauraum stehen.

Der blaue Boxster wird für gerade mal 13.900 Euro angeboten, dürfte aber kaum 10.000 Euro wert sein. Der Händler hatte Lell gestattet, die beiden Porsche-Modelle bei sich unterzustellen, zu verkaufen und dafür eine Provision zu kassieren.

Die Autogeschichte ist nicht die einzige, mit der Lell in Deutschland verbrannte Erde hinterlassen haben soll. Seine ehemalige Lebensgefährtin, die gemeinsam mit Lell einen siebenjährigen Sohn haben will, erklärt gegenüber der MZ, dass Lell bislang keinen Cent an Unterhalt bezahlt habe. Außerdem schulde er ihr noch rund 10.000 Euro.

Und dann gibt es noch die Geschichte von einem Sonnenstudio, das Lell zunächst in Bad Lobenstein und dann in Leipzig betrieben hatte. Dort, so die Version mehrerer Befragter gegenüber der MZ, habe er die Angestellten nicht bezahlt, genauso wenig wie die Krankenversicherungsbeiträge und die Miete für das Studio. Alles in allem gehe es um rund 120.000 Euro, der Fall wird am 31. Januar vor dem Amtsgericht in Leipzig verhandelt.

Und die Version des Beschuldigten selbst? Lell kam zu Ohren, dass die MZ in dem Fall recherchiert und meldet sich selbst. Es sei alles eine große Lüge, es handele sich um Rufschädigung. Mit den betreffenden Personen liege er schon länger im Clinch, die Autos hätten gar nichts damit zu tun. „Die Anzeigen gehen hin und her." Dann muss Lell schnell wieder zurück ins Büro. Er sei schwer beschäftigt, man könne nach der Verhandlung in Leipzig miteinander reden.