Anscheinend legt niemand gesteigerten Wert auf noch mehr Kultur, noch mehr Gastronomie, noch mehr Information zum Erzherzog im Herzen Valldemossas. Wie sonst lässt sich das nicht enden wollende Chaos rund um das Kulturzentrum Costa Nord in Valldemossa erklären?

Der US-Schauspieler Michael Douglas hatte Freilichtbühne, Ausstellungsräume und Restaurant im Jahr 2000 vom Architekten Dani Freixes bauen lassen - als Wiedergutmachung für von ihm begangene Bausünden und als Hommage an den Erzherzog Ludwig Salvator. 2,3 Millionen Euro ließ Douglas sich das kosten.

Eine Weile florierte Costa Nord dann auch: Weltstars wie Van Morrison, Art Garfunkel, Compay Segundo oder Ute Lemper traten hier auf. Rentabel aber war das alles nicht, trotz angeschlossener Gastronomie. Douglas zog sich bald zurück und machte ein gutes Geschäft: 2004 übernahm die Balearen-Regierung unter dem mittlerweile wegen Korruption verurteilten Jaume Matas (Volkspartei PP) das Kulturzentrum und zahlte dem Schauspieler dafür sowie für die Rechte an einem Film über den Erzherzog sowie vier Jahre Werbetätigkeit für die Balearen 4,4 Millionen Euro.

Bis 2012 verwaltete die Tourismusbehörde Agencia de Turismo de Baleares (ATB) das Kulturzentrum, ab 2012 vergab sie es an den privaten Betreiber Pedro Rechach. Auf ihn folgte für eine bis auf 32.000 Euro gesenkte Jahrespacht Jesús Díaz, ein aus Galicien stammender Unternehmer, der Costa Nord im Juni 2015 nach zwei gescheiterten Ausschreibungen für zehn Jahre übernahm. Doch im Dezember 2016 warf auch Díaz das Handtuch - ohne in 18 Monaten das Zentrum mit seinen Ausstellungshallen und seinem Restaurant für das Publikum geöffnet zu haben.

Als Grund führt Jesús Díaz eine Reihe von baulichen Mängeln auf, die erst behoben werden mussten. In dem gerade mal 16 Jahre alten Gebäude scheint vor allem Feuchtigkeit ein Problem zu sein. Zur Behebung dieser Mängel will Díaz seither 387.000 Euro investiert haben. Eine Klausel des Pachtvertrages besage, dass derlei Kosten von der ATB zu tragen oder mit der Pacht zu verrechnen seien. Die Tourismusbehörde sah das anders, Díaz kündigte den Vertrag und verlangt nun eine Entschädigung von 1,8 Millionen Euro. In diesem Betrag enthalten sind die durch die Baumängel entstandenen Kosten sowie geschätzte 1,3 Millionen Umsatzausfall, weil Costa Nord wegen der Probleme nicht betrieben werden konnte.

Momentan prüfen Architekten und Bauingenieure den Zustand des Gebäudes. Pere Muñoz, Leiter der ATB, gibt gegenüber der MZ zu, dass das Gebäude Mängel aufweise, sieht aber finanziellen Klärungsbedarf. Diesbezüglich müsse man sich erst einmal einigen.

Das Rathaus von Valldemossa signalisiert schon einmal großes Interesse als zukünftiger Betreiber. „Die Lage direkt an der Hauptstraße ist für kulturelle Veranstaltungen ideal", sagt der Bürgermeister von Valldemossa, Nadal Torres Bujosa, im Gespräch mit der MZ. Ganzjährig stattfindende Events der Gemeinde könne man gut dorthin verlagern. Auch die Idee einer Langzeitpacht und die damit verbundene Stabilität sei für die Gemeinde Valldemossa und auch die ATB interessant, so Torres.

ATB-Leiter Muñoz möchte sich zu möglichen zukünftigen Kandidaten als Betreiber oder geplanten Ausschreibungen nicht äußern.„Entscheidend ist, dass das Zentrum Costa Nord wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist", sagt er.

Die Gründe für die Malaise seien vielfältig und gingen über die Baumängel hinaus. „Es mangelt auch an Bekanntheit unter Touristen, trotz zentraler Lage." Gemeinsam mit dem zukünftigen Betreibern müsse man Costa Nord besser vermarkten. Eine zentrale Rolle könne dabei der Figur des Erzherzogs zukommen, darin sind sich Rathaus und ATB einig. Viele Touristen wüssten nur wenig über ihn. „Um ein Thema oder eine Figur öffentlich gut zu verankern, muss man dranbleiben", sagt Muñoz. Nach einem neuen Konzept für das problembeladene Kulturzentrum klingt das freilich nicht.