Das künftige Plastiktüten-Verbot in Palma sorgt für Streit in der Balearen-Hauptstadt auf Mallorca. Dabei sind sich in einem Punkt eigentlich alle einig: Einweg-Plastiktüten gibt es überall zu viele - auf der Welt, im Müll, auf den Straßen, im Wald und im Meer. Dass die Stadtverwaltung von Palma daher dem ohnehin bevorstehenden Verbot in Spanien und ganz Europa vorgreift und die Einwegbeutel schon ab dem 1. Januar 2018 verbietet, stört an sich keinen. Der Teufel steckt im Detail. Und hier hagelt es Kritik von mehreren Seiten.

Zu lasch

Das Anfang 2018 in Kraft tretende Verbot betrifft zwar alle Geschäfte einschließlich der Tabakläden, Bäckereien und Apotheken. Allerdings sorgt eine ganze Reihe von Ausnahmen dafür, dass am Ende trotzdem noch viel Plastik über die Verkaufstresen wandern wird. Aus hygienischen Gründen bleiben die dünnen Beutel für Obst und Gemüse, Käse und Aufschnitt sowie Fleisch und Fisch weiterhin Vorschrift. Auch lose verkaufte Süßigkeiten oder Oliven werden auch 2018 in Tütchen verpackt.

Ausgenommen sind auch die seit einigen Jahren in Mode gekommenen stabilen Tragetaschen, die für den mehrfachen Gebrauch ausgelegt sind. Kompostierbare Einwegtüten aus Mais- oder Kartoffelstärke bleiben ebenfalls erlaubt.

Verboten wird also eigentlich nur die stinknormale Plastiktüte (die beiden oberen Fotos). Und diese, so gibt die Verpackungsindustrie zu bedenken, mache inzwischen gerade einmal 15 Prozent der ausgegebenen Beutel aus. Plastikfrei wird Palma dadurch also noch lange nicht.

Zu hektisch

Während Umweltschützer die weit gefasste Ausnahmeregelung kritisieren, ist dem Einzelhandel die schnelle Umsetzung ein Dorn im Auge. Die Ratsversammlung will die Verordnung am 26. Januar verabschieden. Die übrigen Regelungen der Müllverordnung (siehe weiter unten) treten bereits im Februar in Kraft. Für das Plastikbeutel-Verbot gilt eine kurze Übergangsfrist bis Jahresende. Ab dem 1. Januar 2018 soll dann aber endgültig Schluss sein mit den überflüssigen Tüten.

Insbesondere kleine Ladenbesitzer sähen darin ein Problem, kritisierten die Einzelhandelsverbände. Schließlich würden die meist mit Werbung bedruckten Tüten in großer Stückzahl eingekauft, die in kleineren Geschäften oft für mehrere Jahre ausreichen, während große Ketten ihre Tüten mehrmals im Jahr nachkaufen. Mehrere Ladenbesitzer in Palma würden also auf kistenweise bereits bezahlten Plastiktüten sitzen bleiben. Die Frist sei daher „viel zu kurz", ärgerte sich Bernat Coll, Sprecher des Pimeco-Verbands.

Immer auf die Kleinen

Auch das Umsteigen auf die etwa dreimal so teuren umweltfreundlicheren Tragetaschen aus Kartoffelstärke sei für große Unternehmen viel leichter zu handhaben, da diese meist in sehr großen Stückzahlen (etwa 50.000) bedruckt würden. Für viele Einzelhändler stelle das eine zu hohe Investition oder ein zu hoher Vorrat an Tüten dar. Die Stadt reagierte auf die Klagen und stellte Subventionen in Aussicht, allerdings ohne konkret zu werden.

Weitere Regelungen

Das Plastiktüten-Verbot ist nur ein Punkt der neuen städtischen Müllverordnung. Als Reaktion auf Beschwerden wegen Lärmbelästigung darf Altglas künftig nur noch tagsüber in die Behälter geworfen werden. Und auch die Müllabfuhr darf die Glascontainer ausschließlich zwischen 8 und 22 Uhr abholen, um die Nachtruhe der Anwohner nicht zu stören.

Gleichzeitig werden die Bußgelder für Verstöße gegen die Müllverordnung kräftig angehoben. Leichte Verstöße werden künftig mit bis zu 750 Euro bestraft (bislang 300 Euro). Mittelschwere Verstöße sollen mit bis zu 1.500 Euro und grobe Verstöße mit bis zu 3.000 Euro sanktioniert werden.