Der wichtigste Gerichtsprozess des Jahres ging bereits im ­Juni zu Ende - doch im Fall Nóos steht das Urteil weiter aus und wird erst für Anfang 2017 erwartet. Davon abgesehen, dass der Fall an Komplexität kaum zu überbieten ist - in der fünfmonatigen Verhandlung wurden 17 Angeklagte sowie mehr als 300 Zeugen und Gutachter gehört -, gilt er wegen der Verstrickung der Königsschwester Cristina de Borbón als heikel. Wie aus Justizkreisen zu hören ist, ringen die drei vorsitzenden Richterinnen mit unterschiedlichen Standpunkten.

In dem Prozess ging es darum, wie unter anderem auf den Balearen während der Regierung Matas (2003-2007) Cristinas Mann Iñaki Urdangarin ganz unbürokratisch und großzügig mit Aufträgen und Steuergeldern versorgt wurde. Mit Ausnahme von ihm und seinem Ex-Geschäftspartner im angeblich gemeinnützigen Instituto Nóos, Diego Torres, für die wegen Veruntreuung und weiterer Delikte lange Haftstrafen gefordert werden, haben mehrere Angeklagte Teilgeständnisse abgelegt. Die Infantin könnte mit einem blauen Auge davonkommen - kein Mitangeklagter oder Zeuge hat sie direkt hinsichtlich der vorgeworfenen Steuerdelikte belastet.

Die vorsitzende Richterin Samantha Romero hatte im November für die Urteilsverkündung eine Fristverlängerung bis Ende März erbeten und zugesprochen bekommen - bis dahin ist sie von anderen Aufgaben freigestellt. Es wird damit gerechnet, dass das Urteil mehrere Tausend Seiten umfassen wird.