Es ist dieser Tage nicht einfach, zum Haus von José Miguel Varón in Sa Casa Blanca bei Palma zu kommen. Durch knöcheltiefes Wasser müssen seine Besucher die Straße entlangwaten. Einmal durch das Hoftor eingetreten, werden endlich trockene Stellen sichtbar - das Grundstück liegt einige Zentimeter erhöht.

Wie Varón geht es praktisch allen Bewohnern des kleinen Orts in der Nähe des Flughafens von Mallorca. Begonnen hatten die Überschwemmungen bereits mit dem Unwetter am 20. Dezember. „Es blieb kaum Zeit, Tiere und Möbel in Sicherheit zu bringen", so Varón. Zu Weihnachten trieben ertrunkene Hühner durch Sa Casa Blanca. Viele Anwohner trugen die Möbel, die noch zu retten waren, ins Obergeschoss oder wuchteten sie auf Stühle. Die starken Regenfälle im Januar verschärften die Situation noch einmal. Seit mehr als 40 Tagen stehen die Häuser nun unter Wasser.

Schuld an der Misere ist die Schnellstraße nach Manacor, die wie ein Damm fungiert. Im Juni 2004 war die vorherige Landstraße auf zwei Spuren ausgebaut worden. Schlecht geplant hatten die Bauherren dabei offenbar die Kanalisation. „Die Rohre sind über der Erde und viel zu hoch angebracht", kritisiert Varón. „Statt abzufließen strömt das angesammelte Wasser nördlich der Straße auf unsere Grundstücke und in unsere Häuser."

Zuletzt gab es vor sieben Jahren eine derartige Überschwemmung in Sa Casa Blanca. Die Anwohner fordern seit geraumer Zeit, dass die Kanalisation ausgebessert wird und Gräben ausgehoben werden, die das Wasser umleiten. „So kann es nicht weitergehen", meint Varón, „das ist unmenschlich."

Wie seine Nachbarn ist auch er erst mal zu Bekannten gezogen, denn nicht einmal duschen kann er in seinem Haus. „Das Abwasser würde sonst aus den Klärgruben ansteigen und die Lage noch verschlimmern." Mit einer kleinen Pumpe, die er Tag und Nacht laufen lässt, kämpft der Anwohner gegen das Wasser an. „Die mussten wir uns selbst kaufen. Die Politiker haben uns nur eine Pumpe für alle zur Verfügung gestellt. Und das sind immerhin 26 Familien, die betroffen sind."

Anders als Varón haben sich seine Nachbarn auf dem angrenzenden Grundstück dem Schicksal ergeben. „Sie warten einfach, bis das Wasser von allein versickert." Eine kleine Steinmauer trennt die beiden Anwesen und lässt den Garten wie ein großes Schwimm­becken erscheinen. „Normale Gummistiefel reichen da nicht mehr aus. Wir haben uns extra welche gekauft, die bis zur Hüfte gehen, damit wir nach dem Rechten sehen können."

Auch die Feuerwehr ist machtlos gegen die Wassermassen. „Im Gegensatz zu den Politikern ­kommen sie jeden Tag und sorgen sich um uns. Es fehlen ihnen aber die technischen Mittel."

Varón führt die MZ zu einem weiteren Anwohner. Mit jedem Schritt wird es tiefer. Das Haus ist eines von zwölf Gebäuden, in die das Wasser eingedrungen ist. Über eine Treppe geht es auf das Flachdach eines Schuppens. Von hier aus ist das ganze Ausmaß ersichtlich. Auf einem angrenzenden Feld steht das Wasser gut und gern einen Meter tief. „Solange das nicht abfließt, strömt es immer wieder auf unsere Grundstücke", erklärt Varón. „Etwa einen Finger breit sinkt der Wasserpegel pro Tag." Falls in den kommenden Tagen der Regen nicht wieder einsetzt.