Die Exhumierung von Bürgerkriegsopfern auf dem Friedhof von Porreres, die im vergangenen Jahr auf Mallorca begonnen worden war, soll in diesem Jahr in einer zweiten Phase vollendet werden. Die Vereinigung Memòria Històrica de Mallorca, die den Weg für die Ausgrabungsarbeiten geebnet hatte, hat zudem Strafanzeige wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gestellt. Die Gräueltaten, die 1936 und 1937 auf dem Friedhof von Porreres geschehen seien, müssten untersucht werden, so die Vorsitzende der Vereinigung, Maria Antònia Oliver, am Donnerstag (23.2.).

Im vergangenen Jahr waren insgesamt 53 Leichen geborgen worden, die Franco-Schergen zu Beginn des Bürgerkriegs anonym verscharrt hatten. Eine weitere Exhumierung war nicht möglich, da sich Teile des Massengrabs unter später errichteten Mausoleen befinden. An den sterblichen Überresten habe man klare Anzeichen gefunden, dass die Opfer gefoltert worden seien, so Oliver. "Wir wollen Aufklärung, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung." Insgesamt werden in dem Massengrab auf dem Friedhof 118 Opfer vermutet, darunter auch der Großvater von Oliver. "Meine Mutter ist noch am Leben und möchte wissen, wo ihr Vater verblieben ist."

Die Öffnung des Grabs hatte das Balearen-Parlament im Sommer 2016 entschieden und dafür 95.000 Euro zur Verfügung gestellt. Das zugrunde liegende Gesetz war Ende Mai auf Initiative der Regionalpartei Més per Mallorca und im Konsens aller Parteien verabschiedet worden. Es sieht die Identifizierung der Opfer vor, die während Bürgerkrieg und Diktatur anonym verscharrt worden waren.

Dokumentiert sind insgesamt 48 Gräber in 27 Gemeinden Mallorcas sowie mindestens 2.318 Todesopfer. Geöffnet wurde neben Porreres bislang nur ein Grab mit drei Opfern in Sant Joan. Porreres nimmt einen Sonderstatus ein. Nach Einschätzung der Vereinigung Memòria de Mallorca, die die Gräber dokumentiert, liegen hier Opfer aus 30 Dörfern. /ff