Biel Company steht umringt von winkenden Wanderfreunden zwischen Felsen und Büschen in der Tramuntana und reckt seine Fäuste. Biel Company kickt mit Parteigenossen gegen den Fußball-Viertligisten aus Son Ferriol. Biel Company posiert zusammen mit Arbeiterinnen zum Tag der Frau.

Fast kein Tag vergeht, ohne dass der Kandidat für den PP-Vorsitz mit einer neuen Aktion die Aufmerksamkeit der Medien sucht. Der Favorit weiß die Parteispitze der Konservativen in Madrid ebenso hinter sich wie den Machtapparat der oppositionellen Balearen-PP. Graue Eminenzen und junge Hoffnungsträger unterstützen Company. Und auch zwei Parteivertreter, die eigentlich selbst am 25. und 26. März für den Parteivorsitz kandidieren wollen, haben sich inzwischen seiner Liste angeschlossen.

Wäre da nur nicht Ex-Balearen-Premier José Ramón Bauzá, den eigentlich alle schon abgeschrieben hatten, nachdem er nach dem Wahldebakel von 2015 von der Parteispitze verjagt worden war und sich gerade noch einen Posten im spanischen Senat, also der zweiten Kammer, sichern konnte. Bauzá will es noch einmal wissen - und durchkreuzt damit die Strategie der Partei, die wie sonst keine politische Formation inhaltliche und personelle Debatten am liebsten hinter verschlossenen Türen austrägt.

Zwei Lager

Die Volkspartei auf den Balearen muss nicht nur eine weitreichende Kandidaten-, sondern auch eine grundlegende Richtungsentscheidung treffen. Gegenüber stehen sich die Regionalisten mit Company an der Spitze und die Zentralisten mit Frontmann Bauzá. Die ideologischen Unterschiede liegen weniger in der Wirtschafts- und Sozialpolitik als in der Kultur- und Sprachpolitik. Die regionalistas, das sind die Konservativen vom Land, traditionsverbunden und mit einer pragmatischen, aber ausgeprägten Wertschätzung der mallorquinischen Sprache. Die centralistas dagegen ziehen das Spanische vor, sehen in der Inselsprache weniger kulturellen Reichtum als einen Hemmschuh für Wettbewerb und Internationalisierung und distanzieren sich radikal von den sprachverwandten katalanischen Unabhängigkeitsbefürwortern.

Als Bauzá 2011 den Vorsitz der Balearen-PP übernahm, erkämpften sich die centralistas zunehmend die Macht: In der öffentlichen Verwaltung wurden in allen Bereichen die Katalanisch-Auflagen gelockert, im Schulsystem im Zuge des Drei-Sprachen-Modells die Inselsprache zugunsten von Spanisch und Englisch zurückgedrängt. Die Kompromisslosigkeit dieses Kurses zusammen mit einer radikalen Sparpolitik ließ die Popularität der Bauzá-Regierung einbrechen. Auch innerhalb der Partei gab es Widerstand, der dann nach der Wahlschlappe offen zutage trat. Seitdem wirkt die PP unter dem farblosen Interimsvorsitzenden Miquel Vidal weitgehend orientierungslos.

Company hat viele Freunde

Dass Company selbst als balearischer Landwirtschafts- und Umweltminister starker Mann der Regierung Bauzá war, passt durchaus ins Bild. Die meisten früheren Mitstreiter haben sich inzwischen von Bauzá abgewandt, von Ex-Finanzminister Josep Ignasi Aguiló über Ex-Gesundheitsminister Martí Sansaloni bis hin zu seinem einst engsten Mitstreiter, Ex-Präsidialminister Antonio Gómez. Praktisch alle, die durch Amt oder Einfluss in der PP etwas zu sagen haben, hat Bauzá gegen sich. Einziges politisches Schwergewicht, das ihn unterstützt, ist ­Carlos Delgado, Ex-Bürgermeister von Calvià und Ex-Tourismusminister - sowie einer der radikalsten Vertreter des zentralistischen Lagers.

Kampf um die politische Mitte

Dass Company Favorit ist, dürfte neben seiner guten Vernetzung auch daran liegen, dass sein Kurs bei den Regionalwahlen 2019 mehr Stimmen versprechen dürfte: Die PP könnte wieder in der politischen Mitte zulegen, verhindern, dass Wähler zu den liberalen Ciudadanos und der regionalen Zentrumspartei El Pi abwandern - und nicht zuletzt auch die Weichen für eine künftige Koalition mit diesen Parteien stellen. Eine absolute Mehrheit dürfte für die PP schließlich schwer zu schaffen sein.

Bauzá im Angriffsmodus

Während Company auf Konsens und Gemeinschaftsgefühl setzt - „In der neuen PP sollen sich alle zu Hause fühlen" -, versucht Bauzá, mit Aggressivität Boden gutzumachen. So wirft er seiner Partei öffentlich vor, seiner Kandidatur mit allen möglichen Mitteln Steine in den Weg zu legen, etwa bei der Bereitstellung von Mitgliederdaten. Die formalen Voraussetzungen erfüllen zwar beide, doch das Kräfteverhältnis lässt Bauzá mehr als schlecht dastehen. Von den ursprünglich 1.045 Unterschriften, die Bauzá für seine Kandidatur gesammelt hatte, blieben nach einer Revision der Partei nur 197 übrig, im Gegensatz zu 1.262 von ursprünglich 1.850 im Fall von Company. Gültig seien nur Unterschriften von Mitgliedern, die auch ihren Mitgliedsbeitrag an die PP gezahlt hätten, erklärte die Parteiführung.

Der Ex-Premier zieht des Weiteren die Saubermann-Karte: Er wirft Company vor, unter der Fuchtel von Pere Cañellas zu stehen, dem einflussreichen einstigen PP-Chef, dem einst Korruption beim Bau des Sóller-Tunnels nachgewiesen wurde und der weiter kräftig Strippen zieht. Zu dieser Strategie passt auch die Kritik am Vorhaben der Parteispitze, den unter Bauzá beschlossenen Ethik-Code abzuwandeln und wieder Kandidaten zuzulassen, gegen die die Justiz ermittelt, aber noch kein Verfahren eröffnet ist.

Am liebsten würde sich Bauzá mit Company in einem öffentlichen Rededuell messen. Doch das lehnt die Madrider Parteispitze ab. Der Streit soll nicht nach draußen getragen werden, heißt es offiziell - was Bauzá nicht daran hindert, Company Feigheit zu unterstellen. Zum entscheidenden Duell zwischen den beiden wird es also erst auf dem Parteitag kommen.