Mallorcas Diskotheken-König, der Multimillionär Bartolomé "Tolo" Cursach, muss vorerst ins Gefängnis. Untersuchungsrichter Manuel Penalva ordnete am Freitag (3.3.) Untersuchungshaft an.

Der Chef der mächtigen Unternehmensgruppe Cursach war am Dienstag (28.2.) von der der spanischen Nationalpolizei wegen Verdachts auf Verwicklung in einen Korruptionsskandal festgenommen worden. Am Freitag wurde er zusammen mit zwei Abteilungsleitern seines Konzerns dem Untersuchungsrichter vorgeführt.

Alle drei Beschuldigten verweigerten die Aussage und folgten damit dem Rat ihrer Anwälte. Die Staatsanwaltschaft hatte die Einweisung in Untersuchungshaft beantragt. Hinsichtlich der vorgeworfenen Delikte ist ist in der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" neben Steuerhinterziehung und Bestechung auch von Gründung einer kriminellen Vereinigung, unerlaubtem Waffenbesitz oder etwa Totschlag die Rede. Demnach haben ehemalige bei Cursach angestellte Mitarbeiter den Magnaten mit ihren Aussagen schwer belastet.

Aus dem Umkreis von Cursach verlautete nach Angaben der mallorquinischen Presse dagegen, dass es sich bei den Aussagen um Racheakte gegen den Disco-Besitzer handle. Mitarbeiter starteten in den sozialen Netzwerken unter dem Motto "Ich arbeite in der Gruppe Cursach" einen Aufruf, in dem sie vor Vorverurteilung und einer "öffentlichen Hexenjagd" warnten, wie die Zeitung "El Mundo" berichtet.

Während der Chef selbst und einer seiner Abteilungsleiter in Untersuchungshaft eingewiesen wurden, ordnete der Richter für einen weiteren Abteilungsleiter Freilassung unter Auflagen an.

Nach Razzia: normaler Betrieb im Megapark

Am Dienstag und Mittwoch hatten die Ermittler bei rund einem Dutzend Hausdursuchungen Material beschlagnahmt, das zusammen mit Zeugenaussagen und der Vernehmung durch den Untersuchungsrichter nun den Ausschlag gab, Cursach vorläufig in Untersuchungshaft einzuliefern. Die Durchsuchungen im MegaparkMegapark an der Playa de Palma und der Diskothek BCM in Magaluf hatten international für Schlagzeilen gesorgt. Aber auch die Büros der Diskotheken Pachá und Tito's wurden durchsucht, sowie das große Fitnesscenter Megasport, das Rathaus Calvià und mehrere Privatwohnungen.

Der Megapark gehört zu der Unternehmensgruppe Cursach, wird aber weitgehend eigenständig betrieben, wie man in der Marketing-Abteilung der Diskothek an der Playa der Palma betont. Weder an den aktuellen Umbauarbeiten noch an der für Mitte oder Ende März geplanten Wiedereröffnung nach der Winterpause werde sich durch die Ermittlungen gegen die Konzernspitze der Cursach-Gruppe etwas ändern, sagte ein Sprecher gegenüber der MZ bereits am Mittwoch.

Polizeiskandal: Bestechung, Erpressung, Drogen und Sex

Die Festnahme und die Hausdurchsuchungen fanden im Rahmen der Operation Sancus statt, bei der inzwischen seit Jahren gegen ein riesiges Korruptionsgeflecht ermittelt wird, das die großen Vergnügungsviertel rund um die Bucht von Palma anscheinend fest im Griff hatte oder hat. Ortspolizisten sollen Schmiergelder angenommen haben. Politiker und Polizeifunktionäre waren dabei anscheinend regelmäßige Gäste in den Nachtlokalen, in denen Prostituierte kostenlose Sonderschichten schoben. Später stolperten auch hochrangige Politiker und Angestellte der Stadt über den Skandal.

Hintergrund: Der Skandal um die Ortspolizei Palma

Die Gruppe Cursach bestreitet vehement, von diesen Machenschaften profitiert zu haben. Ein Vertrauter Cursachs erklärte gegenüber "Diario de Mallorca": "Es ist falsch, dass wir (die Gruppe Cursach) von den Behörden bevorzugt worden. Im Gegenteil. Manchmal wurden wir strenger kontrolliert als andere."

Die Gruppe Cursach

In Deutschland ist die Cursach-Gruppe vor allem wegen des Megaparks bekannt. Das Unternehmen kontrolliert aber nicht nur weite Teile der Vergnügungstempel an der Playa de Palma, sondern auch in der bei britischen Urlaubern beliebten Partymeile in Magaluf (Gemeinde Calvià). Zu seinem Imperium gehören auch die riesigen Clubs BCM (Calvià), Tito's und Pachá (Paseo Marítimo)

Erst Mitte Februar war ein Mitarbeiter der Stadt Calvià entlassen worden, nachdem sich herausstellte, dass die Prüfung der Cursach-Diskothek BCM in Magaluf künstlich herausgezögert hatte. Der Gruppe gehören aber nicht nur Diskotheken. In den vergangenen Jahren baute der Konzern seine Aktivitäten auf den gesamten Freizeitbereich aus. Inzwischen gehören Fitnesscenter, Restaurantketten und Hotels zu der Gruppe.

Fotogalerie: Bartolomé Cursach, ein Leben auf Mallorca

Weitere Hintergründe zum Magnaten und seinem Unternehmen finden Sie in der aktuellen Print-Ausgabe der Mallorca Zeitung oder online im E-Paper.

Diese Meldung wird im Laufe des Tages aktualisiert