Er gilt als der Traumstrand von Mallorca, die Karibik-Bucht der Balearen - in Umfragen wird Es Trenc immer wieder zum schönsten Strand der Insel gekürt. Rund sechs Kilometer lang und etwa zehn Meter breit erstreckt sich der fast weiße Sand, das türkisfarbene, seichte Wasser lädt zum Baden ein. So weit, so normal. Doch im Paradies herrscht Chaos, und das mittlerweile nicht mehr nur hinter den Kulissen.

Wer dieser Tage einen Ausflug nach Es Trenc macht, der wird nicht nur von dem bereits seit Jahren gewohnten Parkchaos empfangen, sondern vor allem von einem: Müll. Leere Bierdosen liegen hinter der Naturstofffaser-Kordel am östlichen Aufgang von Ses Covetes, die den Strand von den angrenzenden Dünen trennt, Papiertüten ragen aus dem Sand, alle paar Meter trüben Zigarettenstummel und Plastikabfälle das idyllische Bild. „Hier läuft etwas ganz schön falsch", komentiert Alicia Garau. Die junge Mallorquinerin ist mit Freunden aus Palma nach Es Trenc gefahren. Einen Tag abschalten vom Uni-Stress. „Es ist schon traurig, das hier mit anzusehen. Ich war schon als Kind immer mal wieder hier, aber so dreckig wie momentan habe ich es nie erlebt", so Garau.

Die Studentin ist nicht die einzige, die die Badebucht anders in Erinnerung hatte. Praktisch alle Strandbesucher, die die MZ trifft, sind ähnlicher Meinung. „Ich würde es Verwahrlosung nennen", sagt Martina Kampann. Die Urlauberin ist mit ihrer Familie am Strand, Klein-Sebastian gräbt mit seiner Schaufel im Sand. Kampmann deutet auf ein Holzgestell, das einst als Hinweistafel für die Strandbesucher diente. Nun liegt es umgeknickt auf dem Boden. „Kümmert sich hier eigentlich niemand um den Strand?", fragt Kampmann.

„Wir werden das nicht machen, wenn wir keine Einnahmen durch die Konzessionen für die Chiringuitos bekommen", stellte Sebastià Sagreras Anfang der Woche erneut klar. Der Bürgermeister im zuständigen Rathaus von Campos hatte bereits vor Wochen, als klar wurde, dass durch ein neues Urteil zum spanischen Küstengesetz die sechs Strandbuden am Es Trenc abgerissen werden müssen, auf seinem Standpunkt beharrt (MZ berichtete). Solange es keine Einnahmen gebe, sei die Gemeinde auch nicht bereit, die Kosten für die Reinigung und Instandhaltung aufzubringen.

Noch stehen die Chiringuitos. Sie erstrecken sich im Abstand von einigen hundert Metern an der Küste. Doch wo im vergangenen Jahr um diese Zeit bereits Gäste auf den Außenterrassen kühle Getränke oder Snacks genossen, ist nun alles dicht. Fenster und Türen sind versperrt, an manchen Stellen sind die Strohdächer halb heruntergerissen. Am 23. April, kurz bevor die Kioske wie jedes Jahr aus dem Winterschlaf erwachen sollten, war im Rathaus von Campos die Information der Küstenbehörde eingegangen, dass die Chiringuitos nicht mit dem Küstenschutzgesetz in Einklang stehen. Ab sofort sind nur noch Buden erlaubt, die maximal 20 Quadratmeter Fläche plus 50 Quadratmeter Terrasse umfassen - also etwa halb so viel wie die derzeitigen. Zudem müssen sie nach dem Ende jeder Saison abgebaut werden können - ein Kriterium, das die derzeitigen Strandbuden mit ihren Betonfundamenten nicht erfüllen.

Als klar war, dass die Buden weichen müssen, hatten es die Ratsleute eilig. Je schneller der Abriss, desto schneller können die neuen Buden aufgestellt werden, und desto schneller fließt wieder Geld in die Gemeindekasse. Denn Campos verdient an den Einnahmen der Gastronomen und am Verleih von Sonnenliegen und -schirmen ordentlich mit, vergangenes Jahr brachten die Konzessionen insgesamt rund 1,4 Millionen Euro ein. Im Gegenzug kümmern sich die Betreiber auch um die Sauberkeit am Strand.

„Wir hoffen, dass die Buden in der kommenden Woche abgerissen werden. Und wenn alles gut geht, sollen in der darauf folgenden Woche die neuen aufgestellt werden", so Sagreras am Mittwoch (10.5.) im Gespräch mit MZ. Glücklich dürfte man im balearischen Umweltministerium damit nicht sein - die Verantwortlichen merkten bereits an, dass Abrissarbeiten zwischen März und Juni die heimischen Vögel in der Paarungszeit stören. Doch der Abrissantrag ist bereits genehmigt. Im Rathaus verspricht man, spezielle Maschinen zu nutzen, die „weder Lärm noch Vibrationen" erzeugen. Zu rechnen ist dennoch mit knapp 750 Tonnen Bauschutt. Verantwortlich für den Abriss wird nach Informationen der MZ-Schwesterzeitung Diario de Mallorca die Firma Afex sein, die sich gegen sieben andere Firmen durchsetzten. Die Kosten betragen gut 91.000 Euro.

Bis es so weit ist, sind die Umweltschützer vom Gob vor allem über die derzeitige Müllsituation entsetzt - und über die Haltung Sagreras´, keinen Finger zu rühren, bis nicht die neuen Buden stehen. „Dadurch begünstigt das Rathaus die Umweltverschmutzung", prangert die Gruppe in einer Pressemitteilung an und betont: „Es ist die Pflicht der Gemeinde, die Strände sauber und sicher zu halten."

„Ich frage mich manchmal, ob die Politiker sich ihrer Sache zu sicher sind", meint Maria Sickmüller, die in Ses Covetes ganz in der Nähe zum Strandaufgang ihren „Fishkiss"-Bikinistand betreibt. Sie sieht dem Sommer sorgenvoll entgegen. „Immer wieder gibt es schlechte Presse für Es Trenc, weil komische Entscheidungen gefällt werden. Wer weiß, ob die Leute es nicht irgendwann einfach satt haben, hierher zu kommen."