Am Hafen von Cala Ratjada im Nordosten von Mallorca ist es laut. Ein Lastwagen fährt durch die Schranke und parallel an der Hafenmauer vorbei. Er muss einen Schlenker fahren, weil ein Teil der Mauer weiträumig abgesperrt ist. Bauzäune schützen die Arbeiter, die fleißig dabei sind, die Fassade neu zu verputzen, dort, wo am 21. Januar ein Sturm ein 2x3 Meter großes Loch in den Damm riss. „Es dauert nicht mehr lange", ruft einer der Arbeiter.

Mari Luz Martínez blickt skeptisch drein. Sie arbeitet in „Sa Cantina", dem einzigen Café, das direkt in der Hafenmauer installiert ist. Unter Sonnenschirmen können die Gäste den Booten direkt beim Anliegen zuschauen. Doch alle Tische sind unbesetzt. „Wer hat schon Lust, bei dem Baulärm und Staub hier zu sitzen", sagt Martínez. Der Frust in ihrer Stimme ist nicht zu überhören. „Natürlich sind die Reparaturarbeiten nötig, aber nun verzögern sie sich. Das macht uns das Geschäft kaputt. Dabei haben wir doch ohnehin nur die Sommermonate, um Geld einzunehmen." An der anderen Seite des Hafens sitzt ein älterer Fischer auf dem Boden und flickt Meter lange Netze. „Normalerweise arbeiten wir dort drüben", erklärt er und deutet auf den Abschnitt, wo im Oktober immer die Stände des Llampuga-Fests aufgebaut sind. „Durch die Arbeiten mussten etwa 20 Anlegestellen gesperrt werden und wir umziehen. Manchmal können wir nicht direkt auslaufen. Es ist halt momentan alles etwas enger hier."

Rund um die Promenade, von der aus man zwar direkten Blick auf die Hafenmauer hat, den Staub und Lärm aber nur erahnen kann, fällt das Urteil der Gastronomen und Urlauber gnädiger aus. „Ich komme aus Hamburg und weiß, wie wichtig Küstenschutz ist. Und irgendwann muss es ja gemacht werden", sagt Tourist Hajo Heidenreich. Philipp Strodtkötter vom Restaurant Royal sieht es ähnlich: „Unsere Gäste sind neugierig und freuen sich, zu erfahren, was dort passiert. Es stört sie nicht."

„Natürlich stört es ein bisschen", sagt Francisco Javier Ramis, Generaldirektor der balearischen Hafenbehörde Ports de Balears, die für die Arbeiten verantwortlich ist. „Aber es geht hier um Sicherheit und die muss wichtiger sein als jede Ästhetik", findet er und zählt auf: „Am 21. Januar war das Unwetter, zwei Tage später wurde bereits grob aufgeräumt und neun Tage später haben die Reparaturarbeiten begonnen. Es war eine Notfallsituation. Schneller geht es nicht." Dass die Arbeiten nicht wie ursprünglich gedacht im April abgeschlossen wurden, schiebt er auf die Schwere des Schadens. „Der gesamte Damm war über Jahrzehnte hinweg nicht instandgehalten worden und ist in sehr schlechtem Zustand."

1,8 Millionen Euro kostet die Notfallreparatur. Bereits im November hatte die Landesregierung angekündigt, noch in dieser Legislaturperiode mehr als 7 Millionen Euro in die Hafensanierung zu stecken. „Der Unwetterschaden kam uns zuvor, und hat die erste Phase beschleunigt." Ende Juni soll die Notfallreparatur abgeschlossen sein, zwischen Oktober 2018 und Juli 2019 sollen dann die umfassenden Arbeiten stattfinden, für die die restlichen 5 Millionen Euro aufgewendet werden. „Dabei wird es dann um Sicherheit und um Ästhetik gehen", so Ramis. Genaue Details weiß er allerdings noch nicht. „Dafür muss das Projekt zunächst ausgeschrieben werden."

Für den Moment kann Ramis die betroffenen Gastronomen und Fischer nur leicht besänftigen. „Die Arbeiten an der Vorderseite des Damms werden in diesen Tagen abgeschlossen. Danach wird nur noch an der Seeseite gearbeitet, an der es niemanden stört." Hier soll der Damm mit Zementblöcken gestützt werden. Diese werden allerdings bis auf Weiteres auf dem Vorplatz des Hafens bearbeitet. „Wir versuchen dafür einen anderen Ort zu finden, um die Normalität im Hafen so schnell wie möglich wieder herzustellen", verspricht Rathaus-Sprecherin Elena Martín. Eine Entscheidung sei aber noch nicht getroffen worden.