Der Streit um den aus Westsahara stammenden Sand für einen Golfplatz auf Mallorca geht weiter. Das Rathaus Calvià sprach gegenüber dem Golfplatz T-Club Poniente am Freitag (26.5.) ein vorläufiges Verbot aus, den Sand zu verbauen. Der Gemeinde liege keine Baugenehmigung für die anscheinend stattfindenden Bauarbeiten aus. Das Unternehmen habe nun einen Frist von zwei Monaten, die entsprechenden Lizenzen in Ordnung zu bringen.

Für Wirbel hatte der Sand nicht etwa wegen der Bauarbeiten, sondern wegen seiner Herkunft gesorgt. Der mit mehreren tausend Tonnen beladene Frachter „Southwestern" kam am Mittwochmorgen im Hafen von Palma an und wurde von einer hochrangig besetzten Demonstration in Empfang genommen. Zusammen mit den knapp 30 Aktivisten der NGO Associació d'Amics del Poble Sahrauí de Baleares (Vereinigung der Freunde des Sahrauis auf den Baleaeren) protestierte der balearische Umweltminister Vicenç Vidal sowie mehrere vor allem linksgerichtete Abgeordneten von Regionalparlament und Inselrat.

Der balearische Freundesverband der Sahrauis erstatte gegen den Import Anzeige und berief sich dabei auf europäisches Recht. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte erst im Dezember 2016 den Sonderstatus des von Marokko beanspruchten Gebiets Westsahara bekräftigt. Das Handelsabkommen der EU mit Marokko gilt deswegen zum Beispiel nicht für Waren aus dem seit 1975 besetzten Gebiet, dessen Bevölkerung die Unabhängigkeit fordert. Bei dem Streit geht es wirtschaftlich nicht nur um Sand, sondern vor allem auch um Fischerei und den Abbau von Bodenschätzen wie insbesondere Phosphat.

Wie die Nicht-Regierungsorganisation Western Sahara Research Watch (WSRW) informiert, gibt es zur Zeit mehrere mit Produkten aus Westsahara beladene Schiffe, die in internationalen Häfen festgesetzt wurden. Die Zukunft der Schiffe werde nun vor Gericht entschieden. Die spanische Regierung, so WSRW, setze sich über die internationale Rechtsprechung hinweg, aber mehrere Regionen - darunter die Balearen - hätten die Zentralregierung in Madrid zum Handeln aufgefordert, so WSRW-Sprecherin Cristina Martínez gegenüber der MZ. /tg