Der Ort ist einmalig schön, ohne Frage. Kein Wunder, dass sich viele Paare für eine Hochzeits­zeremonie in der kleinen Kapelle Oratori in Portals Nous im Südwesten von Mallorca entscheiden, die direkt oberhalb der Steilküste mit einem unverbauten Blick aufs Meer liegt. Oben die Kapelle mit Terrasse, unten der Strand mit chiringuito. Doch es gibt auch Ärger an diesem paradiesischen Ort. Pfarrer Pep Toni Guardiola will die unmittelbare Umgebung der Kapelle zu einem „spirituellen Zentrum" ausbauen, wie er es nennt. Dagegen regt sich Widerstand, sowohl von Seiten der Gemeinde als auch von Seiten der Anwohner.

Guardiola, seit sechs Jahren Pfarrer in der Gemeinde, umschreibt sein Vorhaben gern mit den Worten ökologisch und solidarisch. Ökologisch, weil Guardiola unter anderem einen Ökogarten angelegt hat. Auch will der Geistliche die Umgebung erhalten und einem möglichen Hangrutsch mit Netzen entgegenwirken. Solidarisch deshalb, weil die Kirchengemeinde für ihre Projekte junge Leute maximal drei Monate mit acht Wochenstunden einstellen will, die bisher keinen Weg in den Arbeitsmarkt gefunden haben. Rund um das Oratori sollen sie sich mit Gärtner- und Handwerksarbeit bewähren und auf diese Weise eher auf dem Arbeitsmarkt eine Chance haben.

Auch der chiringuito, der malerisch unterhalb der Kapelle am Meer liegt, soll von einem ­Restaurant bewirtet sein, das unter anderem Menschen mit Behin­derung anstellen und Vorbild für eine gerechte Bezahlung sein soll. Die Konzession für den derzei­tigen Betreiber läuft im kommenden Jahr aus.

Darüber hinaus soll es ein zusätzliches Restaurant geben, das noch gebaut werden muss und sich an denselben ethischen Vorgaben orientieren soll. Das Restaurant soll in einer aufwendigen Konstruktion in ein Gefälle auf dem Grundstück integriert werden, darüber soll Rasen angelegt werden. „Um den Eingriff in die Natur so gering wie möglich zu halten", sagt Guar­diola. Doch hier hakt es bereits: Das Rathaus von Calvià hat den Bauantrag wegen der Auswirkungen auf die Umgebung abgelehnt, das Thema wird momentan durch die Gerichte gereicht. Guardiola hat Einspruch eingelegt.

Wer die Anwohner in Portals Nous fragt, der bekommt ein gänzlich anderes Bild vom angeblich solidarischen und ökologischen Projekt von Guardiola aufgezeichnet. Alfonso Rubio lebt direkt gegenüber der Kapelle und glaubt dem Pfarrer kein Wort. „Gehen Sie mal mittwochs in die Meditationsstunde, die er Woche für Woche anbietet. Da werden Sie alleine sein", erklärt Rubio. Für ihn ist das geplante spirituelle Zentrum nur eine Ausrede für ein mutmaßliches Geschäft, das die Kirche oder Guardiola hier machen wollten. „Die Kirche hat angeblich kein Geld, um die Investitionen vorzunehmen. Das heißt, es muss ein privater Geldgeber her", sagt Rubio. „Irgendwie müssen die Investitionen ja wieder reinkommen." Das Restaurant in den Hang zu bauen, sei schließlich kein günstiges Unterfangen.

Und dass Guardiola immer wieder behaupte, dank der Kirche sei der Ort überhaupt noch so unberührt und unverbaut, tut Rubio als glatte Lüge ab. Er habe Informationen aus erster Hand von einem PP-Politiker, dass Guar­diola zu Zeiten, als die Konservativen im Rathaus von Calvià saßen, immer wieder insistiert habe, eine Baugenehmigung für mehrere Reihenhäuser auf einer Grünfläche in direkter Nachbarschaft der Kapelle zu bekommen. Man gab sie ihm nicht.

Bei Guardiola nachgefragt, kommt Erstaunliches zu Tage. Er habe „keine Ahnung", wer die Arbeiten finanzieren werde. „Da­rüber machen wir uns Gedanken, wenn wir endlich grünes Licht dafür haben", sagt er. Und das könne ja bei der Geschwindigkeit der Gerichte noch ein paar Jahre dauern. So oder so - ein Dialog zwischen den Parteien findet ­derzeit nicht statt. Vor zwei Jahren gab es ein Treffen mit dem Anwalt der Kirche und den Anwohnern. Seitdem herrscht Funkstille. Und es sieht nicht so aus, als ändere sich das in absehbarer Zeit. Und so bleibt es erst einmal beschaulich in Portal Nous.