Palma hat sich in einen neuen Urlaubertyp verguckt: den sogenannten Kosmopoliten - eine verhältnismäßig neue Kreation. Die Idee des Kosmopolit-Urlaubers ist eine Erweiterung der etwas angestaubten Bezeichnung Kulturtourist. Neben Kultur ist der Kosmopolit auch an der Gastronomie des Reiseziels interessiert, ist gern aktiv, aber auch für hochwertige Entspannungsangebote zu gewinnen. Das Entscheidende: Er lässt dafür reichlich Kleingeld springen.

Auf Einladung der städtischen Tourismusstiftung Palma 365 waren von Donnerstag (30.3.) bis Sonntag deutsche Reiseveranstalter zu Gast auf der Insel, die die neue Zielgruppe ansprechen sollen. Den 35 Veranstaltern wurden verschiedenste Angebote auf der Insel vorgeführt, darunter Olivenölverkostungen, ein Workshop, in dem das inseltypische Schmalzgebäck Ensaimada hergestellt wurde, eine Street-Art-Führung durch Palma oder die Besichtigung der Kathe­dralenterrassen.

25 Millionen Kosmopoliten in Europa

Laut einer Studie von Palma 365 leben in Deutschland rund fünf Millionen Kosmopoliten. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen Universitätsabschluss besitzen, überdurchschnittlich viel Geld verdienen und mehrfach im Jahr eher kurz verreisen. In ganz Europa gebe es 25 Millionen Kosmopoliten - ein durchaus bemerkenswerter Nischenmarkt. Auch verreist der Kosmopolit gern mal im März oder auch im November und kommt damit zur Belebung der Nebensaison gerade recht.

Die Sache hat nur einen Haken: Die neuerdings so umworbene Zielgruppe ist gern individuell unterwegs. Heißt: Als Unterkunft wählen viele der Reisenden mit Vorliebe private Ferienunterkünfte, die momentan in Palma wegen der Wohnungsnot einen schlechten Ruf bei Stadtverwaltung und Landesregierung haben. „Das ist wie die Quadratur des Kreises", sagt Rulf Treidel, touristischer Bereichsleiter der Tui-Veranstaltermarke Gebeco. Der 56-Jährige war einer der Teilnehmer in Palma. Es sei ein offensichtlicher Widerspruch, dass einerseits der Kosmopolit umworben werde, andererseits aber die Ferienvermietung eingeschränkt oder ganz verboten werden solle.

"Positive Aspekte der Ferienvermietung" stärker gewichten

„Mallorca wäre besser beraten, sich ausgiebiger mit den positiven Aspekten der Ferienvermietung zu beschäftigen." Schließlich gehe es ja den als Kosmopoliten ­bezeichneten Urlaubern in erster Linie darum, ihr Reiseziel authentisch und damit anders zu erleben, als das in einem Hotel möglich sei, wo die Urlauber von den Einheimischen abgetrennt seien. „Es wäre viel wichtiger zu schauen, wie man die Nachfrage nach privater Ferienvermietung kanalisieren kann", sagt Treidel. Zumal die Ferienvermietung ja wirtschaftlich dem Zielort in vielen Bereichen zugute komme. Auch Julian Zimmermann, Geschäftsführer von Terranova Zimmermann Touristik in Frankfurt, wundert sich über die ablehnende Haltung der Inselpolitiker beim Thema Ferienvermietung. „Wenn man die Zielgruppe Kosmopoliten hat, dann ist ein Verbot sicher eher kontraproduktiv", sagt er.

Zumal gerade diese Zielgruppe derzeit die stärksten Zuwächse zu verzeichnen habe. Und speziell Mallorca in diesem Marktsegment großen Nachholbedarf habe. Darin stimmen Zimmermann und Treidel überein. Zu lange habe man sich auf Strand und Sonne als Hauptreiseanreize konzentriert, hauptsächlich Familien angelockt. „Dabei hat Mallorca ein so großes Angebot für Kosmopoliten", sagt Zimmermann. Es müsse nur kommuniziert werden. Sonst würden die direkten Konkurrenten wie Rom, Sizilien oder französische Regionen weiter das Rennen unter sich ausmachen.