Mehrere Tausend Tonnen feinster Sahara-Sand setzen die Balearen-Regierung auf Mallorca unter starken politischen Druck. Der Frachter "Southwester", der den anscheinend für Golfplätze bestimmten Wüstensand aus der Westsahara an Bord hat, legte am Mittwochmorgen (24.5.) in Palmas Hafen an. "Die Southwester liegt seit 8.23 Uhr im Hafen. Die Ladung wird ab 12 Uhr gelöscht", bestätigte die Hafenbehörde der MZ. Laut dem Frachtunternehmen Lantimar liegt auch die entsprechende Genehmigung vor.

Umweltminister Vicenç Vidal will die mutmaßlich illegale Lieferung - laut der Reederei Sahara Line handelt es sich um 4.300 Quadratmeter Sand, die NGO Amics del Poble Saharaui geht von 35.000 Tonnen aus - um jeden Preis verhindern und macht Druck auf die Guardia Civil und die Zentralregierung. Die Situation der von Marokko besetzten ehemaligen spanischen Kolonie Westsahara hat in Spanien große Brisanz. Die Auslieferung des Wüstensands für Golfplätze auf Mallorca wäre nicht nur ein Umwelt- sondern auch ein politischer Skandal.

Amics del Poble Saharaui hat für Mittwoch um 12.15 Uhr zu einer Demonstration vor der Escola Náutica im Hafen aufgerufen. Das Umweltministerium teilte mit, dass sich Vidal daran beteiligen werde, allerdings in seiner Funktion als Mitglied der Umweltpartei Més.

Vidal forderte die spanische Guardia Civil bereits am Dienstag auf, den "illegalen Transport" zu stoppen. Gleichzeitig wandte man die Bitte an die Delegation der Zentralregierung, die ebenfalls die Guardia Civil einschalten solle.

Demnach solle - falls der Sand tatsächlich aus der Westsahara stammt - die Entladung unterbunden und der Sand zurück in die Herkunftsregion transportiert werden. Eine solche "Plünderung" der Ressourcen der Saharaui - des in der ehemaligen spanischen Kolonie beheimateten Volkes - widerspreche dem internationalen Recht, betonte Vidal.

Nach Informationen der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" soll der Sand wohl für Bauarbeiten auf Golfplätzen der Insel verwendet werden. Ein Aufschütten der Strände hatte die Balearen-Regierung bereits kategorisch ausgeschlossen. Die Reederei habe inzwischen bestätigt, dass der Frachter aus El Aaiún im von Marokko beanspruchten und besetzten Teil der Westsahara stamme.

Die sozialistische Abgeordnete Conxa Obrador erinnerte am Dienstag an ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs, der den Handel mit Rohstoffen aus Westsahara verbiete und forderte die spanische Regierung dazu auf, dieses Verbot umzusetzen. Die Amics del Poble Saharaui erstatteten ebenfalls am Dienstag eine Anzeige bei der Guardia Civil, um die "gegen internationales Recht verstoßende" Lieferung zu verhindern. /jk /tg