Bei der juristischen Aufarbeitung der Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche in Frankreich steht mit dem Präfekt der katholischen Glaubenskongregation Luis Ladaria auch ein Gottesdiener von Mallorca vor Gericht. Das berichtet die spanische Nachrichtenagentur Efe am Mittwoch (20.9.).

Am Dienstag (19.9.) war der Lyoner Erzbischof und Kardinal Philippe Barbarin wegen Nichtanzeige sexueller Übergriffe vor Gericht angehört worden. Zehn Opfer eines mutmaßlich pädophilen Priesters aus den 80er Jahren werfen dem Kardinal vor, 2007 ihren Vorwürfen gegen den Priester Bernard Preynat nicht nachgegangen zu sein.

Bei der Hauptverhandlung, die am 4. und 6. April stattfinden soll, müssen sich neben dem Lyoner Erzbischof auch der aus Manacor stammende neue Chef der Glaubenskongregation, Luis Ladaria, sowie fünf weitere Beschuldigte verantworten. Französischen Medienberichten zufolge wird Ladaria vorgeworfen, Barbarin nicht angeordnet zu haben, die Fälle bei der Justiz anzuzeigen. Ladaria soll einen Brief geschrieben haben, in dem er lediglich empfahl "angemessene disziplinarische Maßnahmen zu ergreifen und gleichzeitig einen öffentlichen Skandal zu vermeiden", wie Efe zitiert.

Der 71-jährige Preynat wurde 2016 vor Gericht gestellt, weil er sich vor 25 Jahren an Minderjährigen vergangenen haben soll. Wie das Domradio - Hörfunksender des Kölner Erzbistums - berichtet, hatte Barbarin im Interview mit der Zeitung "Le Monde" Fehler im Umgang mit Anzeigen sexuellen Missbrauchs eingeräumt. Sein Vorgehen sei der Schwere der Vorfälle "nicht angemessen" gewesen. Allerdings stritt er ab, Dinge "vertuscht" zu haben. /tg