Mehr als 3.000 Personen haben am Samstagabend (23.9.) in der Innenstadt von Palma de Mallorca gegen die Auswüchse des Massentourismus auf Mallorca demonstriert und die balearische Landesregierung aufgefordert "mutig" gegenzusteuern. Die Linksregierung habe in ihren ersten zwei Jahren nicht so entschlossen auf einen Wechsel des Wirtschafts- und Tourismusmodells gesetzt wie erhofft, so die Sprecherin des Umweltverbands Gob Margalida Ramis in einer Rede, aber "es bleiben zwei Jahre, um dafür die Grundlage zu legen".

Die schwarz gekleideten Trommler der Perfomence-Gruppe Kalemba waren mit die ersten, die am Samstag (23.9) auf der Plaça d'España erschienen. "Wir wollen die Insel schützen", sagte Aina Pastor. "Vor dem Massentourismus, der die Ressourcen der Insel angreift, dafür trommeln wir heute." Es sei einfach zu viel geworden, in den vergangenen zehn Jahren.

Das Wasser reiche nicht, die Strände seien überfüllt und bezahlbare Wohungen finde man keine mehr. "Wir brauchen eine Obergrenze", sagte sie. Wie man diese festlegen soll? "Die Hotels müssen ein Limit haben, welches sie nicht überschreiten." Laura stimmt zu, sie arbeitet in einem Hotel an der Rezeption. "Es ist doch schon so weit gekommen, dass sich die Gäste beschweren. Wir haben Ende September und sind noch zu 95 Prozent ausgebucht", so Laura. Dabei habe man nichts gegen den Tourismus, oder gegen Urlauber an sich. Doch man habe sich zu abhängig gemacht vom Tourismus. "Die Entwicklung ist einfach nicht gut für die Insel", ergänzte Aina, schnappte sich ihre Trommel und begann, mit ihren Kollegen den Platz in eine Bühne zu verwandeln. Dutzende Aktivisten hatten ihre Plakate und Fahnen entrollt, es wurde in die Trillerpfeifen gepustet.

Die Sicht der Touristen

"Naja, es geht schon gegen uns", sagt Peter Ripken aus Frankfurt. Der Rentner macht mit seiner Frau vier Wochen Urlaub in Peguera, bei Freunden. Zu der Veranstaltung sind sie extra nach Palma gefahren. "Die Demonstration wurde auch in den deutschen Medien thematisiert", sagt er. Es sei ein "komisches Gefühl, wenn gegen einen demonstriert wird." Aber verstehen könne er es schon. Seit 2004 komme er regelmäßig auf die Insel, und es sei von Jahr zu Jahr deutlich voller geworden. "Man merkt das an den Automobilen, an den vollen Stränden und den vollen Bussen", sagt er. Als sich der Demonstrationszug langsam in Bewegung durch die Altstadt von Palma setzte, gingen auch er und seine Frau mit.

Aufgerufen hatten zu der Kundgebung mehrere Dutzend Vereinigungen, unter anderem die Umweltorganisationen Gob und Terraferida. Die Veranstaltung stand unter dem Motto #FinsAquíHemArribat (etwa "bis hierhin und nicht weiter"). "Ohne Limit keine Zukunft", hieß es in Sprechchören.

Gerechnet worden war im Vorfeld mit bis zu 5.000 Teilnehmern. Schlussakt war gegen 20 Uhr auf der Plaça de la Reina sein, wo ein Manifest verlesen wurde. /lk/ff

Hintergrund: Mitveranstalterin Margalida Ramis über die Gründe für die Demonstration