Mallorca und Barcelona - nur das Mittelmeer und gut 180 Kilometer trennen die Insel von der katalanischen Metropole. „Barcelona bleibt für die meisten der Bezugspunkt, wenn man aus Palma de Mallorca heraus in eine größere Metropole möchte: zum Studium oder zum Großstadturlaub zum Beispiel", sagt Roger Friedlein, Professor für romanische Philologie an der Ruhr-Universität Bochum. Barcelona als Tor in die Welt - davon könne man etwa in dem kurzen Roman mit dem deutschen Titel „Entspringen" von Antoni Marí aus Eivissa lesen, der beschreibt, wie ein junger Mann von der Insel mit dem Sprung nach Barcelona zum Erwachsenen wird.

Jedes Jahr wagen Hunderte Studenten den Sprung von den Balearen nach Barcelona, wo sie erste Großstadterfahrungen erleben. So wie etwa Aina Català (23) aus Palma, die in Barcelona ihren Master in Kulturjournalismus macht. „Barcelona kommt mir vor allem durch die Nähe von Sprache und Kultur zur Insel wie ein großes Palma vor." Zuvor studierte Català in Madrid, doch in Barcelona fühle sie sich besser aufgehoben. „Barcelona hat eine in Spanien einzigartige Vielfalt an interessanten Menschen, Kunst und Architektur", sagt Català. Barcelona und Mallorca seien zwei Orte, die eigentlich zusammengehörten und nicht ohne den anderen existieren könnten. „Mallorca ist zum Abschalten und Urlaubmachen, Barcelona zum Arbeiten und Erleben." Nicht zuletzt ähnelten sich der mallorquinische und der katalanische Charakter. „Uns wird vorgeworfen, dass wir verschlossen seien", sagt Català.

Aina Covas (25) stammt ebenso aus Palma und absolviert in Barcelona gerade ein Facharztstudium. „Viele Studenten von der Insel wählen Barcelona wegen der ­Nähe zur mallorquinischen Sprache - und zum Meer", erklärt sie. Außerdem sei die Stadt die perfekte Mischung aus der madrilenischen movida und der mallorquinischen Ruhe. „Ich lebe seit sieben Jahren in Barcelona, die Stadt empfängt einen mit offenen Armen." Das sei ähnlich wie auf Mallorca.

Über das Referendum sagt Aina Covas: „Die Politiker hätten sich längst hinsetzen und miteinander reden sollen." Es seien vor allem zunächst wirtschaftliche Gründe gewesen, die die Unabhängigkeitsbestrebungen florieren ließen. „Die Leute, die Extrempositionen einnehmen, sind sicher nicht in der Mehrheit. Ich habe schon viele hoch­interessante Diskussionen mitbekommen. Danach sind die Beteiligten ein Bier zusammen trinken gegangen." Es gebe Lösungen für das Problem auch jenseits der Unabhängigkeit, die man durch Dialog erreichen könne.

Miquel Ripoll (20) studiert Grafikdesign und Videospiel in Barcelona. Für ihn ist die katalanische Metropole der erste Schritt in die „Freiheit", wie er sagt. „Ich bin hierher gekommen, weil viele meiner Freunde in Barcelona studieren. Außerdem ist das Klima dem der Insel sehr ähnlich." Ein weiterer großer Vorteil: In 20 Minuten sei man mit dem Flugzeug auf Mallorca, wenn mal etwas sei. „Die Flüge sind billiger als in jede andere spanische Stadt."

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