Das Manifest zur Demo klingt extrem kämpferisch. Man kriegt den Eindruck, Tourismus ist etwas Grausames.

Massentourismus bringt sehr schlimme Folgen mit sich. Vor allem, weil er fast der einzige Wirtschaftsmotor auf dieser Insel ist. Das ist das Schlechte. Nicht der Tourismus und nicht der Tourist.

Auch nicht bestimmte Urlaubergruppen?

Die Qualitätsdebatte steht hier nicht im Fokus. Die Demo richtet sich nicht gegen Urlauber, sondern an die, die verantwortlich sind, den Tourismus zu steuern. Deswegen ist uns ein Wort wie Tourismusphobie fremd, denn es schiebt die Verantwortung auf den Urlauber.

Wer ist denn verantwortlich?

Die Politik und die Hotellobby. Es gab früher sicherlich Momente, in denen es eine Balance gab zwischen dem Tourismus als neuer Verdienstmöglichkeit und dessen Gewinn für die Gesellschaft. Aber mit den Jahren haben wir die Industrie auf der Insel zugunsten des Tourismus verloren und auch die Möglichkeit, unsere eigenen Lebensmittel herzustellen. Wir sind urlauberabhängig geworden.

Also ist die Tourismuspolitik schuld am Verlust regionaler Produktion und nicht die Globalisierung?

Natürlich ist es ein sehr komplexes Thema, und es spielen viele externe Faktoren mit rein. Aber die Aufgabe der Politik hier sollte es sein, zu regeln, bis zu welchem Punkt wir uns davon beeinflussen lassen. Nach einer erfolgreichen Saison sollte das Geld investiert werden, um andere Branchen zu stärken und die Lebensqualität hier zu steigern. Stattdessen werden mehr Straßen für mehr Autos und mehr Unterkünfte für mehr Touristen gebaut. Das ist gefährlich. Auch der Toruismus kann mal einbrechen, und dann stehen wir ohne Alternativen da.

Es kommt einem so vor, als übertreiben Sie oft. Mit Absicht?

Das Problem ist, dass wir nicht übertreiben. Vielleicht zeigen wir ein Szenario auf, das, wenn es auf einen Schlag kommen würde, sehr übertrieben wirkt. Natürlich kommt der Kollaps nicht auf einen Schlag, aber die Tendenz ist nicht übertrieben. Schon vor Jahren haben wir vor Kontrollverlust gewarnt und jetzt ist er da. Viele Menschen erleben die Konsequenzen hautnah. Sozial, finanziell und auf die Umwelt bezogen.

Wie viele davon werden demonstrieren?

Ich kann schlecht schätzen. Viele.

Macht der Linkspakt alles falsch?

Nein, alles bestimmt nicht. Aber wir sind etwas enttäuscht und hatten mehr erhofft. Noch immer wird die Insel beworben, ohne einen konkreten Plan zur Regulierung der Urlauberströme zu haben.

Auf Tourismusmessen wirbt die Balearen-Regierung aber nur noch um Wintertouristen.

Sie schaffen es nicht, die Massen im Sommer einzudämmen, aber versuchen, sie auch im Winter anzulocken. Da wird für mehr Naturtourismus geworben, ohne zu eruieren, wie viele Menschen die geschützten Gebiete fassen können.

Das neue Ferienvermietungsgesetz scheint ja zu funktionieren.

Klasse! Wenn es wirklich so ist, will ich nichts gegen die Auswirkungen des Gesetzes sagen, auch wenn es unserer Meinung nach sehr spät gekommen ist. Was wir sagen wollen, ist: Weiter so, geht weiter in diese Richtung! Und das ist auch die Intention der Demonstration: einen kleinen Schubs zu geben. Es geht nicht darum, zu sagen, dass gerade alles falsch gemacht wird. Aber die Lage ist wegen jahrelanger politischer Fehlentscheidungen kritisch. Weder linke noch rechte Regierungen haben das Monopol des Tourismus infrage gestellt, und jetzt ist es außer Kontrolle geraten. Wenn der Linkspakt jetzt umdenkt: Super! Weiter! Mehr davon!

Mit Großdemonstrationen spielen Sie den Konservativen in der Opposition in die Karten.

Wir hoffen, dass das nicht der Fall ist. Natürlich ist deren Politik unserer Meinung nach viel, viel schlechter als die des Linkspakts.

In Cala Millor organisieren Rathäuser und Hoteliers zufällig am gleichen Wochenende eine große Urlauber-Fiesta.

Das sind Werbemittel, und es geht ums Geschäft. Es lohnt nicht, dazu Stellung zu nehmen.

Lesen Sie hier weiter: Touristenfeste auf Mallorca - "Es ist wichtig, die Urlauber willkommen zu heißen"